Wien. (apa/kle) Sommerhoch statt Sommerloch: Nach einem starken Halbjahr ist die österreichische Wirtschaft auch im Juli gewachsen. Der Konjunkturindikator der Bank Austria stieg auf 3,7 Punkte, den höchsten Wert seit fast zehn Jahren. In den kommenden Monaten soll es nach Einschätzung der Bank-Austria-Ökonomen weiter bergaufgehen. Die Industrie sei erstmals besserer Stimmung als vor der Finanzkrise, der Jobmarkt entwickle sich gut.
"Mit breiter Unterstützung aller Sektoren sollte das Wirtschaftswachstum im dritten Quartal auf über 2,5 Prozent im Jahresabstand klettern", wird Bank-Austria-Chefvolkswirt Stefan Bruckbauer in einer Aussendung zitiert. "Damit wird im Sommer das gute Ergebnis des ersten Halbjahres sogar noch etwas übertroffen und voraussichtlich die höchste Dynamik des laufenden Jahres erreicht werden."
Die Konsumenten waren im Juli dank der guten Entwicklung am Arbeitsmarkt weiter in Hochstimmung. Auch Industrie, Bau und Dienstleister bewerteten die Aussichten als sehr positiv. "In allen Sektoren ist die Stimmung überdurchschnittlich gut und mittlerweile klar besser als im europäischen Vergleich", so Bruckbauer.
Export sollte weiter stützen
Besonders gut geht es der heimischen Industrie, die vom globalen Konjunkturaufschwung profitiert. Im Juli hat das von der Bank Austria erhobene Industrievertrauen den höchsten Wert seit September 2007 erreicht. Der Export sollte das heimische Wirtschaftswachstum auch in den nächsten Monaten stützen, erwartet Bank-Austria-Ökonom Walter Pudschedl. Der private Konsum dürfte hingegen weniger stark wachsen, da die positiven Impulse der Steuerreform aus dem Vorjahr zum Erliegen kommen.
Der starke Euro, der seit Jahresbeginn gegenüber dem US-Dollar zwölf Prozent an Wert gewonnen hat, dürfte der Exportwirtschaft nichts anhaben. Pudschedl: "Die realwirtschaftlichen Auswirkungen sind verkraftbar, zumal der Euro gegenüber dem US-Dollar unserer Ansicht nach weiterhin unterbewertet und das Ausmaß des Kursanstiegs überschaubar ist."
Nach wie vor gehen die Konjunkturexperten der Bank Austria davon aus, dass Österreichs Gesamtwirtschaft heuer um 2,3 Prozent zulegen wird (im Juli hatten sie ihre BIP-Prognose kräftig von 1,8 auf 2,3 Prozent angehoben). "Der Konjunkturhöhepunkt ist voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2017 erreicht", so Pudschedl. 2018 dürfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 1,7 Prozent steigen. Die Inflation prognostiziert die Bank Austria für heuer mit 1,8 und für kommendes Jahr mit 1,7 Prozent - nach 0,9 Prozent 2016 und 2015.
Zum Vergleich: Das Wifo rechnet für 2017 mit einem BIP-Plus von 2,4 Prozent, das IHS mit 2,2 Prozent. Für 2018 erwarten beide Institute laut ihrer Ende Juni veröffentlichten Sommerprognose 2,0 Prozent (Wifo) beziehungsweise 1,7 Prozent (IHS) Wachstum.