Wien. (kle) Am Freitag legen Wifo und IHS ihre nächste vierteljährliche Konjunkturprognose vor. Viele Indikatoren signalisieren nach wie vor kräftiges, über den Erwartungen liegendes Wachstum für die heimische Wirtschaft. Deshalb wäre es nicht überraschend, wenn die beiden wichtigsten Konjunkturforschungsinstitute des Landes ihre bisherige Wachstumsprognose für heuer - 2,4 und 2,2 Prozent - nach oben revidieren. Die Ökonomen der Oesterreichischen Nationalbank haben das kürzlich bereits getan, sie rechnen für 2017 nun mit einem BIP-Plus von 2,75 Prozent. Dort hieß es zuletzt, dass diese Prognose sogar noch etwas Luft nach oben habe.
"Der Aufschwung steht auf breiter Basis", bekräftigte das Wifo am Montag nach der Vorlage von Daten zum zweiten Quartal. "Sowohl die Binnennachfrage als auch die Exporte sind gestiegen." Die Dynamik in der Industriekonjunktur habe sich zuletzt verstärkt, auch von der Bauwirtschaft seien positive Impulse gekommen.
Im zweiten Quartal legte Österreichs Bruttoinlandsprodukt (BIP) nach Berechnungen des Wifo gegenüber dem ersten Quartal um 0,8 Prozent zu. "Damit hat sich die hohe konjunkturelle Dynamik vom Jahresbeginn fortgesetzt", so das Institut in einer Presseaussendung. Für das erste Quartal hat das Wifo das BIP-Plus nachträglich leicht angehoben - auf 0,9 Prozent.
Konsum als stabile Stütze
Indes ist es nunmehr amtlich, dass die heimische Wirtschaft 2016 real um 1,5 Prozent wuchs, wie die Statistik Austria am Montag offiziell bekanntgab. Zum Vergleich: 2015 hatte das Wachstum 1,1 Prozent betragen, 2014 lediglich 0,8 Prozent.
Nominell stieg das BIP im vergangenen Jahr zu laufenden Preisen um 2,6 Prozent auf 353,3 Milliarden Euro, das waren 40.420 Euro je Einwohner. Österreich liege damit im EU-Vergleich an vierter Stelle - nach Luxemburg, Irland und den Niederlanden, sagte Statistik-Austria-Chef Konrad Pesendorfer vor Journalisten.
Wichtigster Treiber des Wachstums war 2016 die Binnennachfrage. Die Firmen hätten um 3,7 Prozent mehr investiert als im Jahr davor, und der private und öffentliche Konsum habe inflationsbereinigt um 1,7 Prozent zugelegt. Beim Anstieg des Privatkonsums hat sich laut Pesendorfer die Steuerreform spürbar ausgewirkt: "Wenn der Beitrag der Steuerreform dazu geeignet war, diesen Wachstumsimpuls zu geben, der jetzt über das Jahr 2017 anhält, dann ist das eigentlich eine recht gut platzierte Maßnahme gewesen."
Starker Beitrag vom Tourismus
Zum Wachstum im laufenden Jahr hielt Pesendorfer fest, dass Österreich erstmals seit langem wieder über dem Durchschnitt der Eurozone liege. "Es scheint zu gelingen, dass wir das Wachstumsdefizit, das wir in den vergangenen Jahren verzeichnen mussten, 2017 überwinden können", meinte der Statistik-Boss.
Dazu trage auch der Konjunkturaufschwung im Ausland bei, auch wenn der Außenbeitrag für das österreichische Bruttoinlandsprodukt - der Exportüberschuss - im Vorjahr von 12,8 auf 11,9 Milliarden Euro geschrumpft ist. 11,5 Milliarden davon kämen von den Dienstleistungen, und davon wiederum 7,6 Milliarden vom Tourismus, zu denen Pesendorfer anmerkte: "Das ist der stärkste Reiseverkehrsüberschuss, den wir seit 1995 festgestellt haben."