Wien. (apa/kle) Die Österreicher häufen lieber Geld an, als es in Vorsorgeprodukte zu stecken. Private Haushalte haben laut Nationalbank (OeNB) in den vergangenen zwölf Monaten bis Juni dieses Jahres 15,6 Milliarden Euro oder 7,6 Prozent des verfügbaren Einkommens nicht konsumiert. Mit 13,7 Milliarden Euro wurde der Großteil davon zum Aufbau des Geldvermögens verwendet.
Nur 1,6 Milliarden Euro flossen in betriebliche oder private Vorsorgeprodukte (wie etwa Lebensversicherungen). In Aktien wurde dabei wenig investiert. Handelbare Wertpapiere mit Neuveranlagung machten nur einen Betrag von 320 Millionen Euro aus. Trotz höherer Einkommen sind die Österreicher Sparbuchliebhaber geblieben.
OeNB-Chefstatistiker Johannes Turner begründet das mit der Sorge um Marktschwankungen. "Sicherheit und Verfügbarkeit sind unverrückbare Prämissen der heimischen Sparer", erklärte er am Dienstag vor Journalisten. Für die zögerliche Investition in die Vorsorge macht Turner jedoch nicht das Angebot der Vorsorgeprodukte verantwortlich: "Ich glaube, es liegt weniger an den Produkten." Vielmehr würden steuerliche Rahmenbedingungen eine wesentliche Rolle spielen.
Laut Daten der EU-Kommission beziehen Österreicher 93 Prozent ihrer Pensionsleistungen aus dem Umlageverfahren und nur 7 Prozent über kapitalgedeckte Pensionsansprüche. In den Niederlanden werden nur 50 Prozent aus Umlageverfahren bezogen.
Im europäischen Vergleich sind die Österreicher Vorsorgemuffel. Nur 21 Prozent ihres Geldvermögens von insgesamt 638 Milliarden Euro sind in private oder betriebliche Vorsorge investiert. Die Deutschen investieren mit 30 Prozent wesentlich mehr. Der Durchschnitt in der EU liegt sogar bei 38 Prozent.
Mit ihrem Anlageverhalten geht den Österreichern freilich Rendite verloren. Denn das Geld auf dem Konto und dem Sparbuch bringt nur geringe Erträge. Im vergangenem Jahr beliefen sich diese auf lediglich 0,28 Prozent, während die Erträge aus Lebensversicherungen und Pensionskassen bei 4,36 Prozent lagen.