Wien. (kle) Die gute Konjunktur sorgt für Entspannung an der Insolvenzfront. In den ersten drei Quartalen ist die Zahl der Firmenpleiten (einschließlich der mangels Vermögen abgewiesenen Verfahren) um 6,2 Prozent auf insgesamt 3924 Fälle geschrumpft. Wobei die Zahl der eröffneten Insolvenzverfahren um gut sieben Prozent auf 2327 sank, wie der Gläubigerschutzverband Creditreform in einer Presseaussendung vom Montag mitteilte. "Das entspricht dem niedrigsten Stand seit zehn Jahren." Für das Gesamtjahr rechnet Creditreform mit einem weniger starken Rückgang auf rund 5200 Verfahren.
Die Insolvenzverbindlichkeiten sanken in den ersten neun Monaten um 50 Prozent auf rund eine Milliarde Euro. Alles in allem waren rund 12.000 Arbeitsplätze von den Pleiten betroffen. Insolvenzursachen waren laut Creditreform vor allem kaufmännische Fehler des Managements und der stärker werdende Konkurrenzkampf, der sich in rückläufigen Preisen und Margen niederschlägt.
Stärkster Rückgang im Ländle
"Besonders erfreulich" sei der kräftige Rückgang der Insolvenzen in Branchen, die für die Entwicklung der Konjunktur und des Arbeitsmarkts wichtig seien, wie es weiter hieß. In diesem Zusammenhang nannte Creditreform die Sachgütererzeugung (minus 13,3 Prozent), den Handel (minus 11,4 Prozent) und das Bauwesen (minus 7,5 Prozent). Dem gegenüber habe es nur in zwei Branchen mehr Insolvenzfälle gegeben: bei den Versicherungsmaklern (plus 18,1 Prozent) sowie im Beherbergungs- und Gaststättenwesen (plus 3,8 Prozent).
Unter den Bundesländern hatte im Zeitraum Jänner bis Ende September Vorarlberg (minus 21,0 Prozent) den stärksten Rückgang bei Firmenpleiten, gefolgt vom Burgenland (minus 17,3 Prozent) und der Steiermark (minus 15,7 Prozent). Gegen den Trend stiegen die Pleiten nur in Niederösterreich (plus 11,8 Prozent).
Österreichweit mussten in den ersten drei Quartalen im Durchschnitt 11 von 1000 Unternehmen den Gang zum Insolvenzgericht antreten. Die höchste Insolvenzbetroffenheit herrschte laut Creditreform in Wien mit 16 Insolvenzen pro 1000 Firmen, die geringste in Vorarlberg mit 6 von 1000 Unternehmen.
Neues Privatinsolvenzrecht
Rückläufig war in den ersten drei Quartalen auch die Zahl der Privatinsolvenzen. Sie schrumpfte um fast ein Fünftel auf 5653 Verfahren. Weniger Insolvenzen gab es laut Creditreform nur im Jahr 2006. Hauptursachen für Privatkonkurse sind im Regelfall Arbeitslosigkeit, gescheiterte Selbstständigkeit sowie der falsche Umgang mit Geld. Laut Schuldnerberatern liegt die Durchschnittsverschuldung bei 70.000 Euro.
Indes könnte sich die Zahl der Privatinsolvenzverfahren 2018 auf rund 15.000 verdoppeln, erwarten Insolvenzexperten. Grund ist das Zuwarten auf das neue, ab 1. November geltende Privatinsolvenzrecht. Seit Bekanntwerden der Novelle, die das Entschulden erleichtern soll, sind die Insolvenzeröffnungsanträge seit dem Frühjahr sukzessive zurückgegangen. Die Entschuldung für Private wird insofern potenziell leichter, als das Abschöpfungsverfahren von sieben auf fünf Jahre verkürzt wird und auch die bisherige Zehn-Prozent-Quote fällt. Ein Zahlungsplan bleibt ein Muss, eine Quote ist jedoch nicht mehr verpflichtend.