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Begehrtes Gut Mobilfunkfrequenzen

Von Rosa Eder-Kornfeld

Wirtschaft

Die nächste Auktion steht bevor: Die heimischen Mobilfunker wollen aber nicht schon wieder das Budget sanieren.


Wien. 4G/LTE ist schnell, aber 5G ist schneller und besser: Seit 1980 hat sich alle zehn Jahre der Mobilfunkstandard geändert, nun steht die fünfte Generation in den Startlöchern. In Österreich werden nächstes Jahr die ersten 5G-Frequenzen versteigert. Dabei geht es um mehr als schnelleres Downloaden. Die Schlagworte lauten Machine-to-Machine-Kommunikation und Internet-of-Things (IoT), und die Branche verspricht sich davon eine wahre Revolution.

Die - noch bestehende - Regierung aus SPÖ und ÖVP hat es sich zum Ziel gesetzt, Österreich zu einem Vorzeigeland bei der Implementierung der nächsten Mobilfunkgeneration zu machen. Die Telekom-Branche begrüßt das. "Je schneller 5G in einem Land implementiert wird, umso größer sind die Wettbewerbsvorteile gegenüber jenen Ländern, die sich hier mehr Zeit lassen", sagt etwa Günther Singer, Obmann des Fachverbandes der Telekommunikations- und Rundfunkunternehmungen in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ).

Die dafür nötigen Frequenzen gibt es freilich nicht gratis. Zuletzt - im Jahr 2013 - nahm der Staat mit der Versteigerung von 4G-Mobilfunkfrequenzen rund zwei Milliarden Euro ein - fast das Vierfache des Mindestgebots. Für das Budget waren die Einnahmen ein Segen, die Mobilfunker ärgern sich aber heute noch über die ihrer Ansicht nach überteuerte Auktion, die mit einem komplizierten, intransparenten Verfahren durchgeführt worden sei und nur unter dem Gesichtspunkt der staatlichen Ertragsmaximierung stattgefunden habe.

Zu hohe Frequenzkosten sind ein Hindernis für Investitionen, und die Bereitstellung von 5G-Netzen werde teuer, betonen die Chefs der drei den heimischen Markt beherrschenden Mobilfunkunternehmen A1 Telekom Austria, Hutchison-Drei und T-Mobile Austria, die nicht schon wieder das Budget sanieren wollen. Denn die Bieterschlacht, die sie sich zuletzt lieferten, hat das Budget 2013 ordentlich aufgefettet. Der Bund gab zwar um 570 Millionen Euro mehr aus als geplant, insbesondere für die Bankenhilfe, nahm aber aufgrund der Erlöse aus der Versteigerung der Mobilfunkfrequenzen auch wesentlich mehr ein. Das Defizit fiel mit 4,2 (statt 6,3) Milliarden Euro daher deutlich niedriger aus.

RTR versprichtfairen Marktwert

"Der Preis wird durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Unser Ziel ist es, durch die Vergabe den Marktwert der Frequenzen fair zu bestimmen", so Johannes Gungl, Geschäftsführer des Fachbereichs Telekommunikation und Post bei der Regulierungsbehörde (RTR). Die Maximierung des Erlöses sei kein Vergabeziel.

An den Konsultationen zur Auktion haben sich laut RTR 15 Unternehmen und Organisationen beteiligt, nahezu alle Teilnehmer haben Interesse an den Frequenzen angemeldet. Die RTR erwartet, dass sich für 5G nicht nur die drei Mobilfunkbetreiber bewerben, sondern auch regionale Breitbandanbieter. Die drei Großen der Branche fordern indes die nationale Vergabe eines zusammenhängenden 5G-Bandes. Nur dadurch werde ein rascher, nahtloser Ausbau von 5G und eine gleich gute Versorgung ohne regionale Unterschiede möglich. Autonomes Fahren wäre unmöglich, wenn die 5G-Netze an Stadt- oder Bezirksgrenzen endeten, heißt es.

A1 Telekom Austria, Hutchison Drei Austria und T-Mobile Austria haben gemeinsam ein Modell für eine kosteneffiziente und transparente Vergabe der 5G-Frequenzen entwickelt. Es solle kein "Milliardendebakel" wie bei der LTE-Frequenzversteigerung geben, fordern die Mobilfunker. Laut dem damaligen Telekom-Regulator Georg Serentschy hatten es sich die Bieter 2013 aufgrund ihres offensiven Verhaltens selbst zuzuschreiben, dass die Auktion für sie so teuer ausgegangen sei. Hätten sie in der verdeckten Bietphase nicht so aggressiv geboten, "dann hätte ein Erlös von knapp unter einer Milliarde herauskommen können", sagte Serentschy.

Auch in Deutschland werden 2018 die für 5G notwendigen Frequenzen versteigert, die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Deutschland soll nach den Wünschen der Regierung das erste Land in Europa sein, das den 5G-Rollout ermöglicht. Verkehrsminister Alexander Dobrindt rechnet mit einem Milliarden-Erlös im zweistelligen Bereich.

Der Mistkübel alsNetzteilnehmer

Zurzeit wird ein weltweiter Standard entwickelt, der kommerzielle Start der fünften Mobilfunkgeneration ist in Europa 2020 vorgesehen, und zwar vorerst in den Ballungszentren. Im neuen Netz kommunizieren Maschinen mit Maschinen und Menschen mit Dingen. Selbst öffentliche Mülleimer, die der Müllabfuhr melden, wenn sie voll sind, können zu Netzteilnehmern werden.

Die neue Funktechnik soll Daten mit einer Geschwindigkeit von 10 Gigabit pro Sekunde übertragen, also quasi in Echtzeit. Das ist vor allem bei selbstfahrenden Autos unerlässlich, denn in kritischen Situationen muss das Fahrzeug ebenso reflexartig reagieren wie ein menschlicher Fahrer.

Unterdessen wird in Kärnten am zukünftigen Einsatz der nächsten Generation des Mobilfunks geforscht. In Klagenfurt, Villach und St. Veit werden in enger Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen und Unternehmen neue Technologien rund um den neuen Mobilfunkstandard entwickelt und erprobt. Bund und Land Kärnten investieren dazu 1,6 Millionen Euro in nötige Infrastruktur, das Infrastrukturministerium schießt jährlich 5 Millionen Euro Forschungsförderung zu.

Der Fokus der Forschung liegt vor allem bei der drahtlosen Vernetzung und Steuerung von Maschinen. Beispielsweise bei selbstfahrenden Autos oder Drohnen, die im Katastrophenschutz zum Einsatz kommen sollen. Verkehrsminister Jörg Leichtfried hofft darauf, den neuen Standard bis 2020 in alle Landeshauptstädte zu bringen.