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Niki-Slots bleiben vorerst aufrecht

Von Rosa Eder-Kornfeld

Wirtschaft

Masseverwalter bestätigt Verhandlungen mit Investoren, Jobangebote für die rund tausend Mitarbeiter.


Wien. Fluggesellschaften, die bereits begierig auf die Start- und Landerechte des insolventen Ferienfliegers Niki schielen, müssen sich noch etwas gedulden. Solange das Prüfverfahren durch das Verkehrsministerium läuft, bleiben die Slots und die Betriebsgenehmigung aufrecht, sagte Austro-Control-Sprecher Markus Pohanka am Freitag auf Anfrage der "Wiener Zeitung". Für dieses Verfahren, das laut EU-Recht vorgesehen sei, gebe es keine Fristen.

Zuvor war noch von großem Zeitdruck die Rede gewesen. So hatte der Betriebsratschef der Air-Berlin-Tochter, Stefan Tankovits, gegenüber dem ORF gesagt, es müsse binnen sieben Tagen eine Lösung gefunden werden, da sonst die Slots auslaufen würden.

Heiß begehrte Zeitfenster

Start- und Landerechte auf Flughäfen in der EU sind heiß begehrt und werden durch eine eigene Slotverordnung geregelt. Den zuständigen Ministerien obliegt es, zweimal jährlich die Wünsche der Fluggesellschaften für den kommenden Flugplan zu erfassen und sich international abzustimmen. Dabei gilt unter anderem, dass bereits einmal gehaltene Slots ("historische Slots") erhalten bleiben und zugewiesene Slots verloren gehen, wenn sie von der Airline nicht zu mindestens 80 Prozent genutzt werden.

Frei werdende Zeitfenster werden je zur Hälfte an neue Bewerber und Bestandskunden vergeben. Auf diese Weise könnte sich etwa die Billigfluglinie Ryanair Zugang zu raren Slots in Düsseldorf und Berlin verschaffen. Ryanair hat jedenfalls die Verwaltung der Niki Luftfahrt GmbH kontaktiert, teilte das irische Unternehmen am Freitag mit.

Neben dem ehemaligen Firmengründer und Ex-Formel-1-Weltmeister Niki Lauda erwägt auch der britische Reiseveranstalter Thomas Cook eine Übernahme von Niki. Ein Sprecher von Insolvenzverwalter Lucas Flöther bestätigte Verhandlungen mit Interessenten, konkrete Namen wollte er nicht nennen.

Unterdessen übte der Fachverband der Reisebüros in der Wirtschaftskammer heftige Kritik am Ablauf der Niki-Insolvenz. "Nach den Insolvenzen von Air Berlin und der britischen Monarch Airlines steht mit Niki innerhalb weniger Monate eine weitere europäische Airline vor dem Aus. Besonders schlimm ist, dass die Einstellung des Flugbetriebes ohne Vorankündigung praktisch über Nacht und vor den äußerst gut gebuchten Tagen rund um den Jahreswechsel erfolgt ist", heißt es in einer Aussendung. Verschärfend komme dazu, dass mit Niki eine in der Vergangenheit profitable Airline zum Spielball von Air Berlin, Lufthansa etc. wurde und diese Insolvenz vermeidbar gewesen sei. Der Verband erneuerte seine Forderung nach einer verpflichtenden Insolvenzabsicherung von Flugtickets in der EU.

Größere AUA-Maschinen

Wie berichtet haben rund 40.000 Urlauber bis 27. Dezember ihren Heimflug bei Niki gebucht. Davon müssen mehr als 5000 Passagiere nach Österreich zurückgeholt werden. Die AUA setzt ab dem Wochenende auf bestimmten Urlaubsreisezielen größere Maschinen ein, damit auch Niki-Fluggäste heimfliegen können. Das betreffe Destinationen wie Teneriffa, Las Palmas, Fuerteventura oder Marrakesch, so ein AUA-Sprecher.

Die vom Jobverlust bedrohten rund tausend Niki-Mitarbeiter haben wie berichtet bereits Stellenangebote von Konkurrenzunternehmen bekommen. Eurowings, die Billigschiene der Lufthansa-Gruppe, will am Dienstag und Mittwoch kommender Woche Niki-Mitarbeiter einladen. Gesucht werden etwa 100 Piloten und 400 Crew-Mitglieder mit Stationierung in Wien, sagte Eurowings-Geschäftsführer Michael Knitter. Es gelten die Bedingungen von Eurowings Europe, die zwar unter den deutschen Tarifen liegen, aber "aus unserer Kenntnis sind alle Bedingungen deutlich über Niki-Niveau", wie Knitter sagte.

Die AUA sucht derzeit in Wien bis zu 200 fertig ausgebildete Piloten und rund 300 Flugbegleiter. Auch 50 bis 100 Techniker werden gesucht, in der Verwaltung sind rund 20 Stellen frei.

Aber auch die ÖBB lassen ausrichten, man nehme immer "gut ausgebildete Kolleginnen/Kollegen" auf. Dabei ist Flexibilität gefragt. Ausgeschrieben werden Jobs als Zugbegleiter, Verschieber, Buslenker, Fahrdienstleiter, Triebfahrzeugführer und Wagenmeister. Auch bei der privaten ÖBB-Konkurrenz Westbahn verweist man auf offene Stellen.