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Wechsel an der Spitze von Schlumberger

Von Rosa Eder-Kornfeld

Wirtschaft
Wechsel an der Spitze der Schlumberger AG: Arno Lippert (rechts) übernimmt den Vorstandsvorsitz mit 1. Jänner 2018 von Eduard Kranebitter.
© Schlumberger

Eduard Kranebitter zieht Bilanz: Wiedereinführung der Sektsteuer "größter Wermutstropfen".


Wien. Der langjährige Vorstandsvorsitzende des traditionsreichen österreichischen Sekt- und Spirituosenherstellers Schlumberger (Gründungsjahr 1842), Eduard Kranebitter (60) zieht sich im Jänner 2018 aus dem aktiven Geschäft zurück und wechselt in den Aufsichtsrat.

Rückblickend auf seine Zeit im Vorstand bezeichnet der gebürtige Tiroler die Wiedereinführung der Schaumweinsteuer, vulgo Sektsteuer, im Jahr 2014 als "größten Wermutstropfen". Vorangegangene positive Entwicklungen seien mit einem Schlag quasi über Nacht zunichte gemacht worden. Die preissensiblen Konsumenten griffen vermehrt zu billigem Prosecco, der Sektabsatz brach drastisch ein.

Nun keimt Hoffnung auf eine Abschaffung der ungeliebten Steuer, die sogar auf ihre Verfassungsmäßigkeit geprüft wurde, auf. Die neue Regierung möchte Bagatellsteuern wie die Werbeabgabe, Verwaltungsgebühren oder die erst 2014 wieder eingeführte Schaumweinsteuer "mit dem Ziel einer signifikanten Reduktion" prüfen. "Wir begrüßen die geplante Prüfung der Schaumweinsteuer und sind überzeugt, dass es bei objektiver Beurteilung keinen sinnvollen Grund für eine Weiterführung dieser diskriminierenden und wettbewerbsverzerrenden Bagatellsteuer gibt", sagt ein Schlumberger-Sprecher zur "Wiener Zeitung". Die Wertschöpfungsvernichtung der vergangenen drei Jahre (siehe Zahlen zur ersten Frage) zeigt deutlich, welche Einbußen diese Steuer gebracht hat. Und weiter: "Zu tragen hatten dies die österreichischen Sekthersteller und der Lieferanten, allen voran Sekt-Grundwein-Winzer in strukturschwachen Gegenden."

Qualitätspyramide für österreichischen Sekt

Im Supermarkt hat der Konsument angesichts einer Flut von prickelnden alkoholischen Getränken die Qual der Wahl. Es lohnt sich, nicht nur auf den Preis, sondern auch auf das Etikett zu schauen. Im Dezember 2016 erließ Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter eine von den Sektherstellern lange ersehnte Verordnung zur Regelung einer Art Qualitätspyramide für österreichischen Sekt. Um die Auswahl zu erleichtern, gibt es drei Qualitätsbezeichnungen für österreichischen Sekt geschützten Ursprungs ("Sekt g.U."): Die Basiskategorie "Klassik", die mittlere Kategorie "Reserve" und die Spitzenkategorie "Große Reserve", erfährt man beim Verband der österreichischen Sekthersteller. KLassik und Reserve gibt es schon zu kaufen, Die Große Reserve wird wegen der vorgeschriebenen Mindestlagerzeit von 30 Monaten erst im Herbst 2018 auf den Markt kommen.

Es wird vermutet, dass es bereits in der Zeit vor Christi Geburt eine Art Schaumwein gegeben hat. Die ersten relevanten Aufzeichnungen stammen laut dem Verband österreichischer Sekthersteller aus dem Jahr 1544. Damals produzierten die Mönche der Abtei Saint-Hilaire in Limoux bereits einen Schaumweintyp, den Blanchette de Limoux. Dabei wurde im Spätherbst noch nicht gänzlich vergorener Wein in Flaschen gefüllt, wo dieser weiter vergärte und dabei Kohlensäure bildete. Bei dieser "Méthode Ancestrale" war der Schaumwein aber noch trüb und enthielt wesentlich weniger Kohlensäure, als bei heutigem Sekt oder Champagner der Fall ist.

Der neue Schlumberger-Vorstandsvorsitzende Arno Lippert (52) blickt auf über 20 Jahre Erfahrung in der Getränke- sowie Nahrungs- und Genussmittelbranche zurück. Er war unter anderem bei Bitburger, British American Tobacco, Henkell, Oetker und Radeberger tätig.

Lippert möchte gemeinsam mit allen Mitarbeitern der Schlumberger AG das Unternehmen nach den ersten 175 Jahren erfolgreich auf die Anforderungen der kommenden Jahre ausrichten.

175 Jahre Erfahrung in der Sektherstellung

Robert Alwin Schlumberger gründete das Unternehmen 1842 und stellte damals als einer der ersten in Österreich Sekt nach der Méthode Traditionnelle her. 1973 erwarb das Familienunternehmen Underberg die Schlumberger Wein- und Sektkellerei und brachte die Gesellschaft 1986 an die Börse. 2014 wurden die Mehrheitsanteile von der Schweizer Holdinggesellschaft Sastre SA rund um den Unternehmer Frederik Paulsen erworben.

Mit Ende 2015 wurde die Mozart Distillerie in Salzburg übernommen und in das Unternehmen eingegliedert. Das Geschäft umfasst heute die Bereiche Schaumwein, Spirituosen, Wein, Bier und Alkoholfreie Getränke. Mit seinen Sektmarken Schlumberger, Goldeck und Hochriegl ist das Unternehmen Marktführer in Österreich. In der Schaumweinproduktion werden seit jeher österreichische Premium-Trauben verarbeitet. Schlumberger beschäftigt durchschnittlich rund 219 Mitarbeiter einschließlich seiner Töchter in Österreich, Deutschland und den Niederlanden.