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Das dritte Jahresplus in Folge

Von Karl Leban

Wirtschaft

Wiens Aktien-Leitindex ATX legt heuer um mehr als 30 Prozent zu und zählt damit weltweit zu den Top-Performern. 2017 war generell ein starkes Börsenjahr. Trotz steigender Risiken sollte der Aktienboom auch 2018 anhalten, glauben Experten.


Wien. Für den ATX, den Leitindex der Wiener Börse, ist das vor gut zehn Jahren markierte Allzeithoch von mehr als 5000 Punkten zwar noch immer weit entfernt. Zumindest heuer ist diese Rekordmarke aber ein großes Stück näher gerückt. Denn unter dem Strich hat der ATX das Jahr 2017 mit einem Plus von 30,6 Prozent auf 3420,14 Punkte beendet. Mit diesem kräftigen Kurssprung zählt die Wiener Börse nicht nur in Europa, sondern rund um den Erdball zu den Top-Performern.

Im Übrigen bescherte 2017 das nunmehr dritte und mit Abstand größte Jahresplus in Folge. 2016 hatte Wiens wichtigster Aktienindex um gut neun Prozent zugelegt, 2015 um elf Prozent. Erfreulich ist die heurige Performance vor allem deshalb, weil der ATX nach der Finanzkrise nur schwer in die Gänge kam und anderen Leitindizes stets hinterherhinkte.

Auch Osteuropa pusht

Wie andere Aktienmärkte hat die Wiener Börse heuer vor allem infolge des Konjunkturaufschwungs in der Eurozone und den USA sowie des anhaltenden Zinstiefs von einer allgemein guten Stimmung unter den Anlegern profitiert. Als wesentlicher ATX-Treiber erwies sich dabei Osteuropa mit seinem nach wie vor überdurchschnittlichen Wirtschaftswachstum. Viele der 20 im ATX gelisteten Unternehmen sind im osteuropäischen Raum prominent tätig.

Bawag-Aktie unter Wasser

Unter den Einzeltiteln verzeichnete Raiffeisen Bank International (RBI) nicht zuletzt deshalb mit 74 Prozent das größte Jahresplus - gefolgt von S-Immo mit plus 61,5 Prozent und der OMV mit plus 57 Prozent, die aus ihrer Umstrukturierung und der Erholung des Ölpreises erste Früchte erntete. Die schwächste Performance hatte indes der Leuchtenhersteller Zumtobel, dessen Aktienkurs vor allem wegen Problemen in Großbritannien um 41 Prozent absackte.

Einer der Höhepunkte des Börsenjahres in Wien war der gut 1,9 Milliarden Euro schwere Börsengang (IPO) der Bawag im Oktober. Dieser war der erste nennenswerte seit dem IPO des Flugzeugzulieferers FACC vor mehr als drei Jahren. Die Bawag ist im ATX vertreten, hat den Leitindex bisher aber Punkte gekostet. Der Grund: Die neue Bankaktie hat gegenüber ihrem Ausgabepreis um mehr als sieben Prozent verloren.

Auch die großen internationalen Börsen zeigten sich im heurigen Jahr in guter Form - wenngleich diesmal mit Abstrichen zu Wien. Der Dow-Jones-Index in New York, das weltweit am meisten beachtete Aktienbarometer, legte im ersten Jahr des neuen US-Präsidenten Donald Trump um rund 26 Prozent zu. Beim Nikkei-Index in Tokio lag das Jahresplus bei 19,1 Prozent.

Im Vergleich dazu fällt der DAX in Frankfurt etwas ab, auch wenn er vor knapp zwei Monaten mit 13.478,86 Punkten ein neues Allzeithoch markierte. Über das Jahr stieg der wichtigste deutsche Aktienindex um 12,5 Prozent.

"Highflyer" des Jahres 2017 waren freilich nicht die Aktienbörsen (trotz ihrer üppigen Zugewinne), sondern die Kryptowährung Bitcoin. Selbst nichtprofessionelle Investoren stecken inzwischen ihr Geld in das digitale Zahlungsmittel. Das ungefähr 1400-prozentige Bitcoin-Kursplus auf zuletzt rund 14.300 US-Dollar - Fachleute sprechen von einer nicht ungefährlichen Spekulationsblase - ruft allerdings Politiker und Aufsichtsbehörden weltweit auf den Plan. In der EU etwa sollen Handelsplattformen, über die Kryptowährungen gehandelt werden, in Zukunft strengeren Regeln unterliegen.

Optimismus auch für 2018

Wie es mit dem bis dato von Rekord zu Rekord eilenden, gleichzeitig aber sehr stark schwankenden Bitcoin-Kurs nun weitergeht, ist unklar. Eher sind Analysten bereit, Prognosen für die Entwicklung der Aktienmärkte im neuen Jahr zu treffen. Viele von ihnen sind jedenfalls auch für 2018 optimistisch, dass es mit den Aktienkursen weiter nach oben geht und sich der bereits fast neun Jahre alte Boom fortsetzt. Ihr Hauptargument ist die brummende Weltwirtschaft. Dazu kommt die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank, an der sich auch 2018 nichts ändern dürfte.

Erste: ATX bleibt im Aufwind

Es gibt freilich auch Risiken. Dazu zählen etwa Chinas schwächelnde Wachstumskraft und die Sprunghaftigkeit des neuen US-Präsidenten (auch im Atomwaffenstreit mit Nordkorea) ebenso wie die Brexit-Verhandlungen und die geopolitischen Konflikte im Nahen und Mittleren Osten. Analysten verweisen aber auch auf die Überbewertung vieler Aktien. "Die Herausforderung für 2018 ist die Höhenangst", meint man beim Bankhaus Julius Bär.

Fritz Mostböck, Chefanalyst der Erste Group Bank, sieht den ATX 2018 "bis auf 3600 Punkte klettern". Gemessen am Jahresendstand 2017 entspräche dies einem eher moderaten Anstieg um knapp mehr als fünf Prozent. Zum Kauf empfiehlt Mostböck vor allem die Aktien von RBI, Lenzing, Agrana, AT&S und Strabag.