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Forstinger will 15 Filialen zusperren

Von Karl Leban

Wirtschaft

Sanierungsplan der insolventen Handelsfirma sieht Abbau von rund 120 Jobs sowie Neuverhandlung von Mietverträgen vor.


Wien. Es ist schon die zweite Pleite der Autozubehörkette Forstinger in deren gut 55-jährigen Firmengeschichte. Aber wie bereits 2001 soll das Handelsunternehmen, das seine Zentrale in Traismauer (Niederösterreich) hat, auch diesmal fortgeführt werden. Abhängig ist das jetzt davon, ob die Gläubiger in dem am Mittwoch vom Landesgericht St. Pölten eröffneten Insolvenzverfahren den geplanten Sanierungsmaßnahmen zustimmen. Lostag für Forstinger wird jedenfalls der 8. Mai sein, da erfolgt die Sanierungsplantagsatzung.

Forstinger gilt als Österreichs größter Einzelhändler für Autozubehör, Zweirad und Zweiradzubehör. Darüber hinaus betreibt das Unternehmen eigene Werkstätten zur Instandhaltung und Reparatur von Kfz. Im Geschäftsjahr 2016/17 lag der Umsatz bei rund 111 Millionen Euro.

Zuletzt hatte Forstinger landesweit 108 Filialen - mit deutlichem Schwerpunkt im Osten. Dabei soll es freilich nicht bleiben. Geht es nach dem Management, soll im Rahmen der Restrukturierung ungefähr ein Zehntel der Filialen geschlossen werden. Die Rede ist von bis zu 15 Standorten. Vor diesem Hintergrund wären rund 120 Mitarbeiter von Personalabbau betroffen. Konkret sieht der Sanierungsplan von Forstinger vor, dass rund 700 der derzeit insgesamt 823 Beschäftigten ihren Arbeitsplatz behalten sollen.

Gläubigern wird20-Prozent-Quote geboten

Bezogen auf die Passiva von 31,2 Millionen Euro handelt es sich bei der Forstinger Österreich GmbH um die heuer bisher zweitgrößte Insolvenz in Österreich, wie die Gläubigerschützer des "KSV1870" in einer Aussendung mitteilten. Größer war - mit Passiva von 153 Millionen Euro - nur die Pleite der Niki Luftfahrt GmbH. Detail am Rande: Mit Forstinger und Niki sind die beiden bisher größten Insolvenzen des Jahres 2018 in Niederösterreich anhängig.

Von den Verbindlichkeiten von 31,2 Millionen Euro sind bei Forstinger laut "KSV1870" 27 Millionen unbesichert. Indes ist der aktuelle Vermögensstand der Handelsfirma vorerst noch unklar. Geboten wird den insgesamt 364 Gläubigern (exklusive Dienstnehmer und Gutschein-Gläubiger) die gesetzliche Mindestquote von 20 Prozent, zahlbar binnen zwei Jahren. Gläubiger können ihre Forderungen bis einschließlich 13. März geltend machen, am 27. März sollen diese dann in einer Tagsatzung geprüft werden. Die Mitarbeiterlöhne und -gehälter für Jänner, die am Mittwoch ausblieben, werden vom staatlichen Insolvenzentgeltfonds ausbezahlt.

Ein wichtiger Punkt im Sanierungsplan von Forstinger ist auch die Neuverhandlung von Mietverträgen. Nach Darstellung des Unternehmens waren diese eine der Ursachen für die Insolvenz. Anfang der 2000er Jahre seien viele Filial-Mietverträge abgeschlossen worden. Das Problem bei diesen Verträgen seien "übermäßig lange Kündigungsverzichtsfristen" und "nicht marktkonforme Mietzinse", erklärte der "KSV1870" unter Berufung auf Angaben von Forstinger im Insolvenzantrag.

Zwar seien einige Mietverträge in den vergangenen Jahren runterverhandelt worden, was die Kosten um rund zwei Millionen Euro gesenkt habe, zitierte die Austria Presse Agentur einen Forstinger-Sprecher. Dies habe jedoch nicht gereicht. "Bei einigen Standorten mit langfristigen Mietverträgen liegt der Quadratmeterpreis weiterhin deutlich über den vier bis fünf Euro, die sie vertragen", so der Forstinger-Sprecher.

Umsatz im Jännermassiv geschrumpft

Eine weitere Ursache für den finanziellen Zusammenbruch waren laut Forstinger massive Umsatzeinbrüche im heurigen Jänner. Schuld daran soll die milde Witterung gewesen sein, weshalb die Firma etwa auf Autobatterien sowie Frostschutzmitteln und anderer Winterware, die sich in diesem Monat sonst sehr gut verkaufen, sitzen blieb.