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OMV will Rotstift nochmals spitzen

Von Karl Leban

Wirtschaft

Österreichs größter Industriekonzern kehrt 2017 dank Sparmaßnahmen und Ölpreiserholung in die Gewinnzone zurück.


Wien. Auch wenn der Ölpreis nun nach oben klettert und die Ergebnisse bei der OMV wieder zuversichtlich für die weitere Zukunft stimmen: Den Sparstift will Konzernchef Rainer Seele noch nicht zur Seite legen. "Wir werden ein neues Kostensenkungsprogramm auflegen", kündigte er am Mittwoch bei der Präsentation der Jahresbilanz 2017 an. Die Details sowie das bis 2020 definierte Kostenziel will Seele aber erst am 13. März bekanntgeben. Da soll auch eine neue Konzernstrategie kommuniziert werden.

Indes dürfte es sich bei den zukünftigen Kosteneinsparungen in erster Linie um Nachjustierungen handeln. Denn die großen, durch den Ölpreisabsturz bedingten Einsparungen sieht Seele inzwischen abgehakt. Bei den Produktionskosten sticht das besonders ins Auge. Hatten diese 2015 im Durchschnitt noch 13,2 Dollar je Barrel betragen, lagen sie im vergangenen Geschäftsjahr mit 8,8 Dollar bereits um ein Drittel darunter. Das Volumen der Kosteneinsparungen gegenüber 2015, die der teilstaatliche OMV-Konzern bis 2017 umgesetzt hat, bezifferte Seele mit 330 Millionen Euro. Mittlerweile sieht er das Unternehmen so aufgestellt, dass es selbst bei einem Rohölpreis von 25 Dollar einen positiven Cashflow (Geldfluss) erwirtschaften kann. "2015 lag diese Zahl noch bei 70 Dollar", so Seele. Aktuell notiert der Ölpreis (Brent) knapp über der 65-Dollar-Marke.

Deutlich höhere Dividende

Beim Ergebnis hat der bisherige Sparkurs in Verbindung mit einem höheren Ölpreis im abgelaufenen Jahr jedenfalls Früchte getragen. Sämtliche Ertragskennzahlen weisen wieder schwarze Zahlen aus. Ihr operatives Ergebnis drehte die OMV 2017 von minus 32 Millionen Euro auf 1,73 Milliarden kräftig ins Plus. Unter dem Strich - netto - verdiente sie 853 Millionen Euro, im Jahr davor war noch ein Verlust von 183 Millionen angefallen.

Mit ihrem mächtigen Ergebnissprung reiht sich die OMV in die Riege der europäischen Ölmultis ein. Konzerne wie Branchenprimus Royal Dutch Shell, Total oder Statoil konnten 2017 nicht zuletzt dank des Rückenwinds durch die Erholung des Ölpreises ebenfalls satte Gewinne einfahren. Wie die OMV am Mittwoch mitteilte, soll nun die Dividende um ein Viertel auf 1,50 Euro je Aktie angehoben werden.

Was seine Produktion betrifft, hat der global tätige Wiener Großkonzern 2017 mit durchschnittlich 348.000 Barrel Erdöl und Erdgas pro Tag das höchste jemals von ihm verzeichnete Fördervolumen erreicht. Heuer werde die Tagesproduktion weiter steigen - auf erstmals mehr als 400.000 Barrel, so Seele. Konkret rechnet der aus Deutschland stammende Ölmanager mit 420.000 Barrel - vor allem dank der jüngsten Beteiligung an dem russischen Gasfeld Juschno Russkoje. Die höheren Förderaktivitäten begründete Seele mit einem in der Branche allgemein erwarteten Anstieg des weltweiten Energiebedarfs infolge der brummenden Konjunktur - wobei er den Ölpreis bei durchschnittlich 60 Dollar ansetzt.

Gazprom-Deal zieht sich hin

Als einen der Meilensteine im laufenden Jahr sieht Seele die Finalisierung des bereits 2016 vereinbarten milliardenschweren Asset-Tauschs mit dem russischen Energieriesen Gazprom. "Bis Ende des Jahres wollen wir das abgeschlossen haben", bekräftigte er. Wie berichtet, soll die OMV mit knapp einem Viertel an dem sibirischen Gasfeld Urengoj beteiligt werden, während die Russen im Gegenzug einen 38,5-Prozent-Anteil an der norwegischen OMV-Tochter Norge erhalten sollen. Derzeit spießt es sich bei den Verhandlungen aber noch bei der Frage der Einflussmöglichkeiten in den jeweiligen Gesellschaften. Strittig ist etwa, in welchem Umfang OMV und Gazprom mit eigenen Leuten im Management dieser Gesellschaften vertreten sein werden. Seele: "Das ist der Hauptpunkt."

Zur Gaspipeline Nord Stream 2, die Gazprom zusammen mit der OMV und anderen europäischen Energiefirmen bauen will, sagte Seele, dass man das Projekt trotz bisheriger Widerstände in Teilen Europas konsequent weiterverfolgen werde. Wie er betonte, sollte sich Brüssel dafür einsetzen, dass der Wirtschaftsstandort Europa durch Investitionen in die Infrastruktur gestärkt werde. "Deshalb sollten Investitionen nicht verhindert, sondern ermöglicht werden." Den Finanzierungsbeitrag für den Pipeline-Bau aufzustellen scheint indes kein Problem zu sein. "Den Cash-Bestand haben wir 2017 verdoppelt, er lag zum Jahresende bei 3,97 Milliarden Euro", so Seele.