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Profitiert Wien-Schwechat wirklich?

Von Karl Leban

Wirtschaft

Ryanair wird nach Laudamotion-Kauf bei Flughafen wohl auf Rabatte pochen und könnte dabei mit Standortwechsel drohen.


Wien. Für Österreichs größten Airport, den Wiener Flughafen, muss der geplante Einstieg der irischen Billigfluglinie Ryanair bei der Niki-Nachfolgerin Laudamotion nicht unbedingt ein Segen sein. Das war am Mittwoch zumindest auf Expertenseite zu hören. Kommt es nach dem Anteilskauf von 75 Prozent hart auf hart, könnte der Flughafen Niki Laudas neue Airline als Kundin über kurz oder lang sogar verlieren, so ein kolportiertes Szenario.

Denn sollte der am Dienstag fixierte Deal von den europäischen Wettbewerbshütern durchgewunken werden, bekommt Laudamotion mit Europas größtem Billigflieger Ryanair einen Partner, der geradezu penibel auf Kosten achtet, da das Angebot günstiger Flüge sein Geschäftsmodell ist. Und damit kommt der - bei den Gebühren im internationalen Vergleich eher teure - Flughafen Wien ins Spiel. "Ryanair will Leistung ohne allen Komfort. Die wollen nur für das bezahlen, was sie brauchen", erklärt der Luftfahrtexperte Gerhard Stadler. Damit deutet er an, dass Ryanair-Chef Michael O’Leary den Wiener Airport - wie bereits andere Flughäfen in der Vergangenheit - unter Druck setzen könnte, um von ihm, aber auch von der Austro Control substanzielle Rabatte bei den Gebühren zu bekommen.

"Wiener Markt auchvon Bratislava aus bedienbar"

Sollten die Iren keine Reduktion bekommen (das Problem ist, dass der Flughafen alle seine Airline-Kunden gleich behandeln muss), droht freilich der Abzug von Laudamotion von Wien-Schwechat. In diesem Szenario wäre es für Stadler denkbar, dass Ryanair den nahe gelegenen und bei den Gebühren günstigeren Flughafen Bratislava als Alternative ins Auge fassen könnte. "Der Wiener Markt für Ferienreisende ist auch von Bratislava aus bedienbar", gibt der Experte zu bedenken.

Indes hält man sich beim Wiener Flughafen mit einer konkreten Einschätzung der Auswirkungen des Ryanair-Einstiegs auf das eigene Geschäft noch zurück. In einem der "Wiener Zeitung" übermittelten Statement erklärt die dortige Pressestelle vorerst nur, dass sich Niki Lauda mit Ryanair einen "starken Partner" an Bord hole. "Derzeit ist für uns unklar, wie sich diese Entwicklung auf den Sommerflugplan auswirken wird", heißt es weiter. "Grundsätzlich belebt ein steigender Wettbewerb den Standort und bringt eine erweiterte Angebotspalette für Passagiere mit sich."

Zuletzt stießen mehrere Billigfluglinien am Flughafen Wien in die Lücke, die sich durch die Pleite von Air Berlin und Niki aufgetan hat: allen voran Eurowings, Vueling, Wizz Air und Laudamotion. Aktuell liegt der Marktanteil der Billigflieger in Wien-Schwechat bei 20 Prozent, für die kommenden Jahre rechnet der Airport mit einem Anstieg auf mindestens 25 Prozent.

Marke Laudamotion wird unterRyanair wohl verschwinden

Unterdessen wird in Expertenkreisen davon ausgegangen, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis die Marke Laudamotion verschwindet (sofern die Übernahme durch die Iren wettbewerbsrechtlich durchgeht). Dieses Szenario wird für sehr realistisch gehalten. Zumal der Name Laudamotion im Gegensatz zu Ryanair noch relativ unbekannt sei und der Aufbau einer neuen Marke viel Geld koste, wie es heißt.

Was die Ticketpreise betrifft, so glaubt Branchenexperte Stadler, dass es künftig mit der zusätzlichen Konkurrenz durch Laudamotion/Ryanair nur für einen "kleinen Teil der Wiener Passagiere" billiger wird - und nur "für die, die regelmäßig zu Urlaubsdestinationen im Süden fliegen". Das Thema Ryanair hat demnach für den Großteil der Wiener Flugreisenden aus seiner Sicht keine Auswirkungen auf die Preise.

"Auch für den österreichischen Businessflieger wird sich nichts ändern", sagt Stadler. Denn Laudamotion/Ryanair "wird nicht von Wien-Schwechat nach Frankfurt am Main oder nach London fliegen, sondern zu Feriendestinationen im Mittelmeerraum".