Zum Hauptinhalt springen

Post könnte sich an Volksbank Wien beteiligen

Von Martina Madner

Wirtschaft
Post und Bawag gehen ab 2020 getrennte Wege.
© WZ/Moritz Ziegler

Nach der Kündigung der Bawag-Kooperation könnte die Konkurrenz die Finanzdienstleistungen übernehmen.


Wien. Die börsennotierte und mehrheitlich staatliche Post AG - knapp 53 Prozent hält die Österreichische Bundes- und Industriebeteiligungen GmbH - könnte sich mit rund 35 Prozent an der Volksbank (VB) Wien AG beteiligen. Das berichtete "Der Standard" in seiner Samstagsausgabe unter Berufung auf "gut informierte Kreise". Offiziell wird das zum aktuellen Zeitpunkt aber weder von der Post noch von der VB Wien bestätigt.

Auch am Ostermontag sagt Michael Homola, Pressesprecher der Österreichischen Post AG, im Gespräch mit der "Wiener Zeitung": "Zu möglichen einzelnen Gesprächen sagen wir nichts Näheres - außer, dass wir noch heuer eine Entscheidung treffen wollen, mit welchem Finanzdienstleister wir künftig eine Kooperation eingehen wollen."

Die Suche nach einem neuen Partner ist notwendig geworden, nachdem die Bawag P.S.K Bank, die in der Vergangenheit den Vertrieb von Finanzprodukten und die Finanztransaktionen am Schalter für die Post übernahm, den Vertrag aufkündigte. Bankdienstleistungen werde es laut Homala aber weiterhin geben. Warum? Sie hätten Tradition bei der Post, das passe weiterhin zum Unternehmen. Eine Kooperation mit der Postsparkasse, später Bawag P.S.K., gibt es bereits seit 150 Jahren. Das erste Sparbuch mit Nummer eins dürfte Kaiser Franz Joseph sein Eigen genannt haben.

Mit Schreiben vom 9. November 2017 war es schließlich so weit: Die Kooperation wurde mit 31. Dezember 2020 gekündigt. In der Folge fanden sogar Verhandlungen über eine vorzeitige Vertragsbeendigung statt. Mit dem Ergebnis, dass die schrittweise Entflechtung der Kooperation bis Ende 2019 erfolgt sein soll. Damit fallen 74 Filialen der Bawag P.S.K. Bank weg, die Post selbst betreibt 359 Standorte, darüber hinaus gibt es rund 20 Standorte, die die Post auch schon jetzt alleine betreibt. Die Erhaltung eines Filialnetzes scheint also nicht unbedingt das vordergründige Problem zu sein. Ein neuer Kooperationspartner könnte bereits Anfang 2020 starten.

Hauptversammlungen im April - ohne Antworten

"Der Standard" berichtete, erste Entscheidungen über eine Beteiligung der Post an der Volksbank und damit den neuen Kooperationspartner für die Finanzdienstleistungen könnten am 24. April fallen, da hat die VB Wien ihre Hauptversammlung.

Bereits am 19. April findet die Hauptversammlung der Österreichischen Post AG in Wien statt. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem die Vorlage des Jahresabschlusses samt Lagebericht und Corporate-Governance-Bericht sowie der Konzernabschluss. Der künftige Kooperationspartner in Sachen Finanzdienstleistungen ist kein Tagesordnungspunkt. Ob nach dem künftigen Kooperationspartner fragende Aktionäre eine Antwort erhielten, sei laut Homola, "nach heutigem Kenntnisstand zu 99 Prozent auszuschließen".

Im Geschäftsbericht 2017 ist jedenfalls vermerkt, dass die Österreichische Post plant, "auch weiterhin Finanzdienstleistungen über das Filialnetz anzubieten, da dieses Geschäft als sinnvolle Ergänzung zum Postdienstleistungsangebot gesehen wird". Man führe laut Bericht Gespräche mit internationalen und nationalen Partnern über potenzielle Kooperationen.

Neue Partner oder Restrukturierung

Die neue strategische Partnerschaft ist allerdings auch bei den Top-Risiken vermerkt. Und zwar für den Fall, dass man eine solche nicht finde: "Sollte es nicht gelingen, eine Alternativlösung zu etablieren, besteht durch dann notwendige Restrukturierungsmaßnahmen ein Umsatz- und Kostenrisiko für den Österreichische-Post-Konzern."

Als weiteres Top-Risiko wird die elektronische Substitution klassischer Briefsendungen genannt, die zu sieben Millionen Euro weniger Umsatz geführt habe. Außerdem seien die hohen Personalkosten im Unternehmen riskant. Und das Geschäft mit Werbesendungen werde durch den Onlinehandel beeinträchtigt, da der stationäre Handel darunter leide, was sich unter anderem auf die Menge an Aussendung auswirken könne.

Der Onlinehandel hat aber auch deutlich positive Effekte auf die Post: Am Paketmarkt rechnet man mit zweistelligem Wachstum, aber auch einem intensiveren Wettbewerb. Hierbei könnten sich Marktanteile verschieben. Und auch der erzielbare Preis könnte dadurch sinken. In diesen Bereich wird die Post heuer jedenfalls kräftig investieren: Neben den rund 60 bis 70 Millionen Euro an Investitionen ins laufende Geschäft sollen die Sortierkapazitäten heuer um 50 Millionen Euro ausgebaut werden.