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E-Bikes für die Ewigkeit

Von Rosa Eder-Kornfeld

Wirtschaft
E-Bike-Boom in Österreich: Motorisierte Drahtesel wie "Geero" entwickeln sich immer mehr zum Lifestyle-Produkt.
© Ökoregion Kaindorf

Zwei Brüder bauen in der Steiermark motorisierte Stahlrösser im stylischen Retro-Look.


Wien. "Nichts ist vergleichbar mit der einfachen Freude, Rad zu fahren." Treffender als der ehemalige US-Präsidenten John F. Kennedy kann man die Faszination des In-die-Pedale-Tretens wohl kaum ausdrücken. Ein bisschen Unterstützung, wenn es bergauf geht oder das Ziel noch weit entfernt ist, ist auch nicht verkehrt. Eingebaute Elektromotoren machen den Drahtesel zu einer kleinen Kraftmaschine, und immer mehr Radfahrer setzen (sich) auf’s Elektrofahrrad.

Laut Verkehrsclub Österreich (VCÖ) gibt es bereits eine halbe Million E-Bikes in Österreich und damit rund 30 Mal so viele wie E-Autos und fast 60 Mal so viele wie E-Motorräder. Im vergangenen Jahr wurden hierzulande 120.574 E-Bikes verkauft, das waren um rund 70 Prozent mehr als 2016. Im Jahr 2010 betrug der Absatz erst 20.000.

Längst kein Pensionistenrad mehr

Und so schnurren immer mehr E-Bikes leise übers Land und durch die Städte. Längst sind es nicht mehr nur Pensionisten, für die dank der batteriegetriebenen Trethilfen die nachlassende Kraft in den Waden kein Hinderungsgrund mehr für Radtouren ist. Auch jüngere Personengruppen haben das E-Bike entdeckt, und es entwickelt sich immer mehr zum Lifestyle-Produkt, für das man auch gerne bereit ist, ein paar Tausender hinzublättern. Wobei: Es muss schon ein besonderes Design sein und nicht "von der Stange".

Auf einem ehemaligen Bauernhof in der Südsteiermark baut seit zwei Jahren ein kleines Team unverwechselbare E-Bikes im Retro-Look zusammen. Schon in ihrer Jugend motorisierten die technikaffinen Brüder Michael und Thomas Rath "alle möglichen Geräte". Nachdem es die beiden Tüftler der Karriere wegen zunächst in die weite Welt hinauszog - den einen in die Karibik, den anderen nach Shanghai -, kehrten sie wieder zu ihren Wurzeln zurück, um ihrer Leidenschaft zu folgen. Angetrieben von der Vision, "die Dinge besser zu machen als die Mitbewerber", kreierten sie ihr eigenes, einzigartiges E-Bike.

Ein Jahr lang habe es gebraucht, um "Geero" (italienisch ausgesprochen, wie das legendäre Rennrad-Event Giro d’Italia) zu entwerfen, sagt Michael Rath im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Auf den ersten Blick unterscheidet sich das stylische Gerät nicht von einem herkömmlichen Fahrrad, denn der Motor, das Herzstück eines jeden E-Bikes, ist unsichtbar in die Hinterradnabe eingebaut - eine Technik, die sich Ferdinand Porsche bereits um 1900 patentieren ließ. Die Elektronik ist in den Rahmen integriert, dadurch lässt sich hitzebedingter Wirkungskraftverlust des Motors minimieren. Die Reichweite beträgt zwischen 80 und 120 Kilometer.

3000 Stück planen die Rath-Brüder, die bereits mit ihrem Start-up-Unternehmen Bikee reichlich Branchenerfahrung gesammelt haben, heuer an kaufkräftige Kunden abzusetzen. Ab 2398,99 Euro ist man dabei. So viel kosten die Klassik-Ausführungen von Geero in "Cream Soda Beige" und "Vintage Vinyl Black". Michael Rath verspricht: "Unsere Räder halten ewig." Was man von so manchem im Handel erhältlichen "Klumpert" nicht behaupten könne.

"Wir sind in unserer Nische sehr gut abgesichert"

Der starke E-Rad-Absatz hat jedenfalls in Österreich in den letzten Jahren zu einem deutlich steigenden durchschnittlichen Verkaufspreis bei Fahrrädern geführt: Im Jahr 2015 waren es laut Verband der Sportartikelerzeuger und Sportartikelausrüster (VSSÖ) 780 Euro, im Jahr 2016 rund 900 Euro und im Vorjahr schon rund 1050 Euro.

Im Vertrieb kooperiert Geero mit Niceshops, einem Onlinehändler aus der Steiermark. Für den Versand werden Lenker, Sattel, Pedale und Vorderrad abgebaut. Innerhalb von zehn Minuten könne das Rad zuhause fahrbereit gemacht werden, heißt es.

Michael Rath ist ziemlich gelassen angesichts der riesengroßen Konkurrenz auf dem E-Bike-Sektor: "Wir sind in unserer Nische sehr gut abgesichert."