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OMV mit stabilem Ergebnis

Von Marina Delcheva

Wirtschaft

Absatz legte im ersten Halbjahr zu. Bau von umstrittener Pipeline Nord Stream 2 schreitet zügig voran.


Wien. Das heimische Öl- und Gasunternehmen OMV hat ein stabiles erstes Halbjahr hinter sich. Mit 10,683 Milliarden Euro blieb der Konzernumsatz auf dem Vorjahresniveau. Unterm Strich blieb der teilstaatlichen OMV ein Überschuss von 276 Millionen Euro. OMV-Chef Rainer Seele bezeichnete das am Donnerstag vor Journalisten als "nicht beeindruckend". Das liege an der "hohen Steuerquote". Die beträgt laut Quartalsbericht 41 Prozent.

Für das positive Ergebnis war vor allem der Upstream-Bereich verantwortlich, also die Exploration und Förderung von Öl und Gas. Hier betrug das Ergebnis im ersten Halbjahr 895 Millionen Euro. Die Gesamtproduktion stieg um fast ein Drittel gegenüber der Vorjahresperiode.

Nicht ganz so lukrativ war in den ersten sechs Monaten das Downstream-Geschäft, also Tankstellen und Raffinerien. Zum Einen habe ein Raffinerie-Stillstand in Rumänien das Geschäft mit 35 Millionen Euro belastet. Zum Anderen seien relativ große Lagerbestände aufgebaut worden. Diese sollen aber bis Jahresende wieder abgebaut werden.

Der operative Cashflow ist um 21 auf 2,3 Milliarden Euro gestiegen. "Diese 2,3 Milliarden waren ausreichend, um unsere Investitionen von 1,1 Milliarden im ersten Halbjahr zu zahlen, und die OMV konnte aus diesem operativen Cashflow die zwei Ölfelder in Abu Dhabi kaufen, die haben 1,2 Milliarden gekostet." Der Ausblick für das zweite Halbjahr sei durchaus positiv, meinte Seele. Dann soll nämlich die Ölproduktion in Abu Dhabi und in Norwegen am kürzlich erworbenen Gasfeld Aasta Hansteen starten.

Nord Stream 2 auf Schiene

Eine große Unbekannte stellt das geopolitische Umfeld dar. Hier kämpft die OMV mit Unsicherheiten an mehreren Fronten. Zum Einen kommen die Geschäfte im instabilen Libyen immer wieder ins Stocken. Die dort entführten zwei OMV-Mitarbeiter seien noch immer in Geiselhaft. Ein Teil des Ölfeldes sei noch besetzt. Die kürzlich wieder verhängten Sanktionen durch US-Präsident Donald Trump gegen den Iran betreffen den Rohölbezug. Dieser macht eigenen Angaben zufolge vier Prozent aus.

Und dann wäre da noch das Großprojekt Nord Stream 2, an dem die OMV maßgeblich beteiligt ist. Zur Erinnerung: Ab 2020 soll über eine 1200 Kilometer lange Pipeline russisches Flüssiggas von Russland durch die Ostsee nach Deutschland und damit in die EU fließen. Die Pipeline verläuft parallel zur bestehenden Nord Stream 1. Das alles unter Umgehung Polens und der Ukraine, was zu politischen Spannungen führt.

Vor allem die USA torpedierten das Projekt immer wieder und werfen der EU vor, sich dadurch noch abhängiger von russischem Gas zu machen. Die USA ihrerseits haben Interesse daran, ihr eigenes Flüssiggas nach Europa zu exportieren, zu einem höheren Preis als Russland. "Welches Gas gekauft wird, entscheidet letztendlich der Markt und nicht die Politik", sagte Seele zur kürzlich getroffenen Vereinbarung zwischen Trump und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker. Von US-Sanktionen gegen Russland sei Nord Stream 2 jedenfalls nicht betroffen.

"Wir wehren uns gegen vorgeschobene politische Drohgebärden. Und wir werden uns auch weiterhin an Nord Stream 2 beteiligen", sagte Seele. Das Projekt soll 9,5 Milliarden Euro kosten. Ein Zehntel davon entfallen auf die OMV. Bezahlt seien bisher 465 Millionen Euro. Die Frage, ob die OMV ihren Anteil ganz allein bewältigen werde, oder ob ein Teil fremdfinanziert wird und von wem, wollten Seele und Finanzvorstand Reinhard Florey nicht eindeutig beantworten. Man könne das Investitionsvolumen jedenfalls aus eigener Kraft stemmen und sei darauf vorbereitet.

Kommendes Jahr soll die Pipeline fertig sein und man habe bereits in deutschen Gewässern mit der Rohrverlegung begonnen. Es fehlt nur noch die Genehmigung Dänemarks. Sollte das Land dem Bau nicht zustimmen, könnte man es durch eine kleine Routenänderung umgehen.

Die staatliche russische Gazprom ist alleiniger Nord-Stream-2-Aktionär. Die europäischen Energieversorger Uniper, Winterschall, Royal Dutch, Shell, Engie und OMV beteiligen sich mit 4,75 Milliarden Euro am Bau.

Vertrag bis 2040 mit Gazprom

Übrigens: Die OMV verbindet eine 50-jährige Gas-Freundschaft mit Russland. Sie hat im Juni 1968 einen Erdgasliefervertrag mit der damaligen UdSSR unterzeichnet - als erstes westeuropäisches Unternehmen. Erst heuer wurde der Vertrag abermals bis 2040 verlängert. Über die Pipeline Druschba (zu Deutsch "Freundschaft", Anm.) kommt seit 50 Jahren russisches Gas über die Ukraine in die Verdichtungsstation in Baumgarten. Etwa ein Drittel des russischen Gasexports läuft über Baumgarten und wird weiter nach Ungarn, Italien, Kroatien, Slowenien, Deutschland und Frankreich verteilt. Betreiber ist die Gas Connect Austria, ein Unternehmen der OMV.