Wien/St. Pölten. Das Aufatmen bei den Mitarbeitern der Möbelketten Kika und Leiner nach der Übernahme durch Rene Benkos Signa Gruppe währte nur kurz. Denn der Restrukturierungskurs des neuen Eigentümers fällt deutlich drastischer aus als bisher angenommen. Wie "Die Presse" und die "Kronen Zeitung" vorab berichteten, sollen am Freitag rund 1100 Mitarbeiter beim Arbeitsmarktservice zur Kündigung angemeldet werden. Damit wäre gut ein Fünftel der hierzulande Beschäftigten von den Stellenkürzungen betroffen.
Laut der "Presse" tagten am Donnerstagnachmittag die Führungsgremien bei Kika/Leiner und informierten im Anschluss daran den Aufsichtsrat sowie den Betriebsrat über die geplanten Maßnahmen. Das Unternehmen selbst gab am Donnerstagabend bekannt, vier der insgesamt 46 Filialen zu schließen: "Die Leiner-Standorte in Innsbruck und in Wiener Neustadt sowie die Kika-Filialen in Vösendorf und in Spittal/Drau" müssen per Jahresende zusperren, heißt es in der Aussendung. Dicht machen müssen auch zwei kleinere Logistikzentren in Innsbruck und Wiener Neustadt.
Abgesehen von den vier Möbelhäusern, die geschlossen werden, soll sich der Stellenabbau bei den Verkäuferinnen und Verkäufern allerdings in engen Grenzen halten. So werden dem Vernehmen nach vor allem Jobs in der Verwaltung eingespart. Allein in der Zentrale im niederösterreichischen St. Pölten dürften mehr als 100 Stellen wegfallen. Für die betroffenen Mitarbeiter wird es laut der Signa Gruppe aber einen Sozialplan geben. Betroffen von den Restrukturierungsmaßnahmen ist aber auch Gunnar George, der bisherige Geschäftsführer der Möbelhauskette. Der Manager, dessen Vertrag noch bis Ende des Jahres läuft, wurde am Donnerstag mit sofortiger Wirkung beurlaubt.
Dass es ohne Restrukturierungsmaßnahmen nicht gehen wird, hatte sich schon abgezeichnet. Signa hatte die beiden österreichischen Möbelhändler samt den Auslandablegern um rund 600 Millionen Euro von der gebeutelten südafrikanischen Mutter, der Steinhoff-Gruppe, gekauft. Schon in den Jahren zuvor hatten Kika und Leiner aber immer wieder Umsatzrückgänge und auch Verluste verzeichnet.
Die Schieflage der Möbelhäuser ist laut Signa auch der Grund für die nun erfolgten "zwingenden Maßnahmen". "Die Strategie des Vorbesitzers, Kika/Leiner als Teil eines globalen Möbelkonzerns zu positionieren, hat das Unternehmen an den Rand der Insolvenz geführt", heißt es in einer am Donnerstagabend verschickten Aussendung des Unternehmens. Mit einem starken Kerngeschäfte werde Kika/Leiner aber wieder erfolgreich sein.
"Ein herber Schlag"
Alarmiert zeigten sich allerdings Gewerkschaften und Landespolitiker. "Für die Beschäftigten ist die heutige Ankündigung eines Personalabbaus in dieser Größenordnung ein harter Schlag", sagte Karl Dürtscher, Bundesgeschäftsführer der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp) am Abend. Die ÖVP-Landesräte Petra Bohuslav und Martin Eichtinger sprachen von einem "herben Schlag für den Wirtschaftsstandort Niederösterreich", wo bis zu 500 Arbeitsplätze verloren gehen könnten. Neben der Hilfe für die betroffenen Arbeitnehmer gehe es nun auch darum, eine Nachnutzung für die aufzulassenden Standorte zu finden. "Wir wissen, dass ein langer Leerstand von großen Flächen schlecht für die gesamte Umgebung ist", sagte Wirtschaftslandesrätin Bohuslav. Der niederösterreichische SPÖ-Landesparteichef und Landeshauptmann-Stellvertreter Franz Schnabl sah auch die Bundesregierung gefordert. Diese müsse nun mit den betroffenen Ländern, AMS und Sozialpartnerschaft Lösungen für die betroffenen Mitarbeiter herbeiführen.