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Mehr Frauen-Power in den Aufsichtsräten

Von Rosa Eder-Kornfeld

Wirtschaft

Die gesetzlich verordnete Quote von 30 Prozent ist aber noch nicht erreicht.


Wien. An der Frage "Frauenquoten in Unternehmen - ja oder nein?" scheiden sich die Geister. Nur Druck hilft, sonst bewegt sich nichts, sagen die einen. Und: Gemischte Teams sind effizienter und kreativer. Ein Gegenargument lautet: Es ist ungerecht, Frauen mehr zu fördern als Männer, die dadurch ihrer Karrierechancen beraubt würden.

Von einem Verhältnis 50:50 in Führungsgremien ist man hierzulande jedenfalls noch weit entfernt. Wie die Arbeiterkammer in ihrem "Frauen.Management.Report" erhoben hat, betrug der Frauenanteil in den Geschäftsführungen der 200 umsatzstärksten Unternehmen zu Jahresbeginn gerade einmal 8,4 Prozent.

Die von der Regierung seit heuer vorgeschriebene Frauenquote von 30 Prozent setzt vorerst bei den Aufsichtsräten an. Betroffen sind börsenotierte Konzerne und Unternehmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern, und es haben sich bereits erste Erfolge eingestellt. Laut dem "EY Mixed Leadership Barometer" sind von den 560 Aufsichtsratsmitgliedern der im Wiener Börse Index (WBI) notierten Unternehmen 125 Frauen - um 19 mehr als noch im Dezember 2017. Die Frauenquote stieg damit zwar von 18,9 Prozent auf 22,3 Prozent - womit jedes fünfte Mitglied des Aufsichtsrats eine Frau ist -, sie ist aber noch ein schönes Stück von den erforderlichen 30 Prozent entfernt.

Dafür sind erstmals in gut jedem zweiten Unternehmen (55 Prozent) mindestens zwei Aufsichtsräte weiblich. Am höchsten ist der Anteil weiblicher Aufsichtsratsmitglieder derzeit in der Telekommunikationsbranche, wo jedes dritte Aufsichtsratsmitglied eine Frau ist.

"Die Frauenquote zeigt bereits zaghaft Wirkung. Allerdings ist es immer noch ein weiter Weg zum Ziel", sagt Helen Pelzmann, Partnerin EY Law. Die Zahlen würden zeigen, dass die Quote zwar kein Allheilmittel, aber doch ein notwendiger Türöffner sein kann.

Auf Vorstandsebene dominieren Männer

Vergleicht man die Verteilung in den Gremien, werde deutlich, dass gerade auf Vorstandsebene immer noch eindeutig Männer dominieren, so Pelzmann. Von den derzeit 191 Vorstandsmitgliedern der im WBI notierten Unternehmen waren zum Stichtag 30. Juli 2018 nach wie vor nur zehn Frauen. Der Anteil ging sogar von 5,8 auf 5,2 Prozent leicht zurück.

Schätzungen zufolge müssen in den nächsten Jahren bis zu 600 Aufsichtsrätinnen in den vom Gesetz betroffenen Unternehmen neu bestellt werden. Frei werdende Mandate müssen mit Frauen nachbesetzt werden, bis die Quote erfüllt ist. Gelingt das nicht, bleiben die Aufsichtsratsmandate unbesetzt ("Leerer Stuhl").

Die Wirtschaftskammer Österreich führt in Kooperation mit dem Wirtschaftsministerium und der Industriellenvereinigung eine Aufsichtsrätinnen-Datenbank. In dieser werden Frauen vorgestellt, die bereits Aufsichtsratserfahrung haben oder eine entsprechende Ausbildung absolviert haben, wie etwa das Führungskräfteprogramm "Zukunft.Frauen". Derzeit sind 642 Frauen in der Datenbank registriert, heißt es auf Anfrage. Anfang 2017 waren es 500 gewesen.