Wien. (dg) Per Definition ist ein Start-up ein junges Unternehmen, das mit wenig Startkapital gegründet wurde und sich durch einen hohen Innovationsgrad und Wachstumspotenzial auszeichnet. Prominente Vertreter der Branche sind Florian Gschwandtner, der seine Fitnessapp "Runtastic" um 220 Millionen Euro an Adidas verkauft hat. Oder das Gründerteam rund um "Mysugr", das seine Diabetikerapplikation an den Schweizer Pharmariese Roche um kolportierte 200 Millionen Euro verkauft hat.
Seit 2004 wurden laut Wirtschaftskammer Österreich (WKO) 1500 Start-ups in Österreich gegründet. Für den aktuellen Start-up-Monitor hat die WKO 512 Gründer und Gründerinnen befragt. 1,5 bis 3 Prozent der Neugründungen in Österreich können als Start-ups klassifiziert werden. Die meisten sind bei Weitem nicht so erfolgreich wie die oben genannten. Start-ups sind aber mittlerweile ein fester Bestandteil der Gründerszene vor allem in Wien, wo die Hälfte der innovativen Unternehmen an den Start geht.
Die meisten Gründer sind urbane, gut gebildete Männer
Mehr als zwei Drittel der Start-ups entfallen auf die Bereiche IT-Entwicklung, Soft- und Hardwareentwicklung und Biotechnologien. Und: Die Start-up-Szene ist tendenziell männlich und sehr gut ausgebildet. 71 Prozent der Firmen wurden ausschließlich von Männern gegründet, lediglich sechs Prozent von Frauen. Der Rest sind gemischte Gründer-Teams. Drei Viertel der Gründer haben zumindest einen Bachelor-Abschluss, die Hälfte einen Master- beziehungsweise Magisterabschluss. Und: Zwölf Prozent der Gründungen sind Spin-offs von Universitäten und Unternehmen.
Start-ups beschäftigen im Schnitt 8,2 Mitarbeiter. "Start-ups spielen dabei eine besondere Rolle, gerade im Bereich Unternehmensgründung, denn sie bringen potenziell höhere gesamtwirtschaftliche Effekte bei Jobs, Innovationen und Investitionen mit sich", sagte WKÖ-Präsident Harald Mahrer im Rahmen der Studienpräsentation.
Bei der Finanzierung setzten die Gründer hauptsächlich aufs eigene Ersparte. 81 Prozent der Befragten gaben das als Finanzierungsquelle an, 55 Prozent setzen auf Förderungen und Unterstützungen aus öffentlichen Geldern und 33 Prozent auf Kapital von Business Angels. Von den befragten Gründern gaben 18 Prozent an, bereits die Gewinnzone erreicht zu haben. Offen bleibt jedoch, wie lange es gedauert hat, bis sie schwarze Zahlen geschrieben haben. Ein Drittel strebt zumindest an, innerhalb von ein bis zwei Jahren Gewinne zu schreiben.
Die smarte, coole Start-up-Welt hat aber auch ihre Schattenseiten. So gaben 23,4 Prozent der Befragten an, noch gar keinen Umsatz zu erwirtschaft, weitere 23,4 Prozent haben im Vorjahr höchstens 50.000 Euro Umsatz verbucht. Lediglich eines von zehn Start-ups ist mit seinem Geschäftsmodell langfristig erfolgreich. Mehr als 80 Prozent scheitern innerhalb der ersten drei Jahre. Die Gründe für dieses Scheitern sind vielfältig. Manchmal sind es Zerwürfnisse mit den Geschäftspartnern. Hinzu kommt, dass in Österreich oft die Anschlussfinanzierung fällt. Dank Förderungen und Investitionen kommen die meisten in den ersten drei Jahren gut durch. Danach sollte die Geschäftsidee aber eigene Früchte tragen und Umsätze generieren.
Oft ist die eigene Idee aber schlicht kein Gewinnbringer. Weil keine kritische Masse damit erreicht wird. Oder weil die potenziellen Kunden nicht bereit sind, für die App oder Dienstleistung zu bezahlen. Zu den prominenteren Pleiten des Jahres gehören etwa die Insolvenzen des Immobilien-Start-ups Zoomsquare und rubly, das digitale Rubellose anbot. Beide Firmen konnten sich trotz solider Anfangsfinanzierung und teils prominenter Geldgeber nicht durchsetzen.