"In Österreich hat der offene Austausch von Wissenschaft und Wirtschaft keine Tradition", betont ACR-Aufsichtsratspräsident Martin Leitl bei einem Streifzug durch den neuen Campus West für Technik und Naturwissenschaften in Cambridge, während die Gruppe ein Plakat betrachtet, das Vertreter der Industrie dazu ermutigt, die Forschungsinfrastruktur der Uni zu nutzen. Ob Weltkonzerne in Großbritannien bleiben, wird jedoch von der Art des Austrittabkommens abhängen. Der größte britische Autohersteller Jaguar Land Rover droht im Fall eines harten Brexit mit einem Abschied von der Insel. Ob Software-Konzerne wie Google ihre Europa-Zentralen hier lassen, muss sich weisen.
Große Universitäten arbeiten indes an Brexit-Strategien. Nach OX/BER, einer Kooperation zwischen der Universität Oxford und Hochschulen in Berlin, folgt CAM-LMU: Cambridge und die Ludwig-Maximilians Universität München haben 42 Projekte aus allen Fakultäten ausgewählt, in denen sie zusammenarbeiten wollen. Vice Chancellor Stephen Toope wird nicht müde, den Stellenwert internationaler Beziehungen zu unterstreichen: "Die Universität Cambridge ist und bliebt auch in unsicheren Zeiten offen", betont er in einem Statement. "Wir prüfen intensiv die Konsequenzen eines Brexit", betont auch Shirley Jamieson. "Wir müssen daran arbeiten, unsere Verbindungen mit Europa aufrechtzuerhalten."
"Den Brexit ignorieren"
Den Rechenstift hat das Imperial College in London angesetzt. Zusammen mit der Technischen Universität München hat es Pläne für ein Post-Brexit-Arrangement gemacht. Forschende sollen an beiden Institutionen beschäftigt werden und sich dadurch den Zugang zu EU-Forschungsförderungen erhalten. Die Hochschulen verleihen ihren Akademikern eine doppelte Staatsbürgerschaft für Kooperationen in Computerwissenschaften, Medizin, Biotechnologie, Physik und Weltraumforschung. Udrea hat indes eine eigene Lösung: "Die einzige Strategie ist im Moment, den Brexit zu ignorieren."