Wien. (est) Die Qualität von Wissenschaft, Forschung und Innovation entscheidet insbesondere im Digitalzeitalter über die Zukunft eines Landes. Dennoch steht der Bereich im Wahlkampf für die Nationalratswahlen am 29. September nicht an vorderster Stelle. Die Allianz für Forschung will die Prioritäten neu gesetzt sehen.
Ein Forschungsfinanzierungsgesetz, eine Exzellenzinitiative und einen höheren Anteil an wettbewerblicher Forschungsförderung: Diese Maßnahmen fordern die Universitätenkonferenz, der Wissenschafsfonds (FWF), die Akademie der Wissenschaften (ÖAW), das Institute of Science and Technology (IST) Austria und der Wissenschaftsrat. "Diese Maßnahmen werden schon seit zehn Jahren diskutiert und sind fertig ausgearbeitet. Sie helfen Österreich, als Innovationsland stärker den Ton anzugeben. Andere Länder, wie Deutschland, Skandinavien oder die Schweiz, machen mutige Schritte. Wir dürfen nicht zurückfallen", betonte Klement Tockner, Präsident des Wissenschaftsfonds FWF, vor Journalisten am Montag.
"Festgeschriebener Stillstand"
Österreichs Forschungsstrategie sieht bis 2020 öffentliche Ausgaben für Forschung und Entwicklung von 3,76 Prozent des Bruttoinlandsprodukts vor. Derzeit liegt das Land aber nur bei 3,16 Prozent. EU-weit zählt es bei den Ausgaben zwar dennoch zu den besten, aber im Innovationsranking "European Innovation Scoreboard" erreicht es nur Platz 9. Zu wenig hochinnovative Wissenschaft findet ihren Weg in den Markt, laut Allianz, weil der Finanzminister zu wenig Geld zur Verfügung stellt, um genügeng Spitzen-Grundlagenforschung betreiben zu können.
Mit einem Jahresbudget von 231 Millionen Euro verfüge der Wissenschaftsfonds FWF, Österreichs zentrale und größte Agentur zur Förderung von Grundlagenforschung, über nur 1,5 Prozent der öffentlichen Forschungsgelder, sagte Tockner. Eine wenig verständliche Strategie, zumal die Hälfte aller wissenschaftlichen Top-Publikationen aus Österreich auf FWF-Projekte zurückzuführen seien. Wäre er dotiert wie sein Pendant in der Schweiz, der Schweizer Nationalfonds, könnte der FWF vier Mal so viele Forschungseuros vergeben und noch mehr weiterbringen.
"Seit etwa zehn Jahren sind die Schwachstellen vollständig bekannt. Jeder Bericht, zuletzt jener der OeCD, empfiehlt eine Stärkung der Grundlagenforschung und legt nahe, das meiste aus jedem Forschungseuro mit qualitativ hochwertige Wissenschaft herauszuholen", unterstrich Thomas Henzinger, Präsident des Institute of Science an Technology Austria.