Wien. Gegen krebsfördernde Veränderungen (Mutationen) einer zellulären Maschine aus vielen Einzelteilen (BAF-Komplex) gibt es noch keine Therapien. Wiener Forscher entfernten in Krebszellen einzeln und paarweise Einzelteile dieser Maschine, woraufhin diese ihr Wachstum teils einstellten. Diese Komponenten wären gute Angriffsziele für neue Krebsmedikamente, erklären sie im Fachmagazin "Nature Genetics".
Das Team um Stefan Kubicek vom Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Wien kreierte zunächst 22 Krebs-Zelllinien, bei denen jeweils einer von vielen Einzelteilen des BAF-Komplexes fehlt. Dieser steuert die Ablesbarkeit des Erbguts, indem er es mit Eiweißstoffen dicht verpackt oder gut zugänglich lässt.
Reaktion der Krebszellen erzwungen
Wenn ein BAF-Komplex-Bauteil fehlt, werden dafür andere mit größerer Häufigkeit eingebaut, berichten die Forscher. Die fehlerhafte Funktion solcher verbleibender BAF-Komplexe sei wahrscheinlich viel mehr krebsfördernd, als der eigentliche Verlust eines Einzelteils, meinen sie. Krebs entsteht bei BAF-Mutationen demnach oft nicht durch den Ausfall einzelner Eiweißstoffe, sondern eine Fehlfunktion der übrig bleibenden Komplexe, die das Original nicht gut ersetzen können.
Als die Forscher anschließend paarweise Komponenten des BAF-Komplexes entfernten, konnten sie beobachten, dass in drei Fällen das Wachstum der Krebszellen stark reduziert war. Dies war beim Fehlen von SMARCC1 sowie SMARCC2, SMARCA4 sowie ARID2 und SMARCA4 sowie ACTB der Fall. "Dies bedeutet, dass Krebszellen, bei denen eines dieser Gene mutiert ist, besonders sensitiv auf die Hemmung des zweiten Faktors reagieren", erklärte Kubicek der APA. Leider gäbe es aber noch keine Wirkstoffe gegen diese Eiweißstoffe. Diese müssten erst gesucht oder entwickelt werden. (apa)