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Wie Forschung zur Weltmarke wird

Von Eva Stanzl

Wissen
Drittbeste wissenschaftliche Einrichtung der Welt: Im Jahr 2036 sollen 150 Forschungsgruppen am Campus arbeiten.
© IST Austria

Mehr Qualität: Das Institute of Science and Technology Austria will zum globalen Player werden.


In nur zehn Jahren konnte das Institute of Science and Technology (IST) von der grünen Wiese zur drittbesten Forschungseinrichtung der Welt avancieren. Österreichs postgraduale Universität für Spitzenforschung in Naturwissenschaften und Informatik im niederösterreichischen Maria Gugging zog Montagabend vor Journalisten in Wien eine Bilanz seiner Aufbaujahre. "Jeder, der einen Stockerlplatz in einem einzigen Weltcup-Riesenslalom bekommt, ist ein verdammt guter Skifahrer", freute sich IST-Chef Thomas Henzinger über die Top-Reihung im "Who is Who" der Wissenschaft, der Publikations-Weltrangliste des Fachmagazins "Nature".

Veröffentlichungen gelten als Währung der Forschung. "Nature" listet alljährlich Institutionen nach der Anzahl der Publikationen ihrer Forschenden in 82 hochrangigen Fachjournalen unter Berücksichtigung der Größe des Instituts. Auf Platz eins reihten heuer das Cold Spring Harbor Laboratory in New York, USA, Rang zwei ging an das Weizmann Institut in Israel. Nur zwei weitere europäische Forschungseinrichtungen stehen auf der Liste: die ETH Zürich (7) und die ETH Lausanne (38). Die amerikanischen Top-Unis Stanford und Harvard nehmen Positionen elf und 19 ein.

Das IST, das im Sommer sein zehnjähriges Bestehen feierte, habe sich "gerade erst warmgelaufen. Mit Sicherheit waren die ersten zehn Jahre die schwierigsten", räumte Gründungsdirektor Henzinger ein. "Aber jetzt haben wir reale und echte Chancen, zur weltweiten Marke für Wissenschaft zu werden, vorausgesetzt, die Politik lässt uns weiter wachsen."

Ähnlich Deutschland mit den Max-Planck-Instituten oder England mit den Universitäten Oxford und Cambridge könnte Österreich ein auf aller Welt bekanntes Spitzen-Forschungsinstitut beherbergen. Nach Ansicht Henzingers müsse es dazu bis 2036 eine "kritische Masse" von mindestens 150 Forschungsgruppen verschiedener Disziplinen, von Life Sciences bis Mathematik, von Biologie über Chemie und Physik bis zu Computerwissenschaften, erreichen. Derzeit arbeiten 53 Gruppen am Campus. Zum Vergleich: Das Weizmann Institut hat 250 Gruppen.

Die Finanzierung des IST Austria erfolgt über langfristige Zusagen durch den Bund und das Land Niederösterreich. Das Institut erhält zwischen 2017 und 2026 1,4 Milliarden Euro, wobei ein Teil an die Einwerbung von Drittmitteln und an die Erfüllung von Qualitätskriterien gebunden ist.

Zehnjahres-Finanzierung

Um auf globale Größe zu wachsen, müsse eine dritte Etappe des langfristigen Finanzierungspfads zugesagt werden, betonte der IST-Chef. Da die Leistungsvereinbarungen zwischen Bund und Unis nur für drei Jahre abgeschlossen werden, muss sich erst weisen, ob das IST auch dieses Mal eine Zehnjahresfinanzierung erhält. Der ehemalige Wissenschaftsminister Heinz Faßmann habe jedenfalls bei ersten Gesprächen "nicht sofort nein gesagt", erklärte Henzinger.

Derzeit ist das IST bis 2026 und bis zu einem Wachstum auf 90 Gruppen finanziert. "Wenn wir danach weiterwachsen sollen, brauchen wir bei unserer derzeitigen Wachstumsrate von fünf bis neun Gruppen pro Jahr und ab 2027 ein neues Gebäude, das spätestens ab 2021 in Planung gehen muss."

Die Notwendigkeit weiteren Wachstums habe auch die internationale Evaluierungskommission bestätigt, die in den vergangenen Monaten das IST überprüft hat. Solche Evaluierungen sind im IST-Gesetz alle vier Jahre vorgeschrieben. Der Bericht soll Ende Jänner veröffentlicht werden. Der Informatiker zeigte sich zuversichtlich, dass die Beurteilung "gut wird und wir mit diesem Momentum in die Verhandlungen mit dem Bund und dem Land Niederösterreich gehen können". Für heuer verzeichnet das Institut einen Rekord von 1700 Bewerbern, von denen fünf angestellt werden sollen. 36 der derzeit 53 Professorinnen und Professoren haben eine hochdotierte Förderung des Europäischen Forschungsrats (ERC-Grant) eingeworben, sieben bereits ihre zweite. Die Berufungspolitik erfolgt themenoffen und beruht einzig auf wissenschaftlicher Exzellenz.