Barbara Stelzl-Marx, Professorin für europäische Zeitgeschichte an der Universität Graz und Leiterin des Ludwig Boltzmann Instituts für Kriegsfolgenforschung, ist "Wissenschafterin des Jahres 2019". Mit dieser Auszeichnung wurde sie am Dienstag in Wien vom Klub der Bildungs- und WissenschaftsjournalistInnen für ihre Vermittlungsarbeit auf dem Gebiet der Kriegsfolgenforschung gewürdigt.

Der Verein vergibt die Ehrung heuer bereits zum 26. Mal. Dem Vereinszweck folgend wird er nicht nur für exzellente Forschung, sondern vor allem auch für das Bemühen von Forschenden, ihre Arbeit einer breiten Öffentlichkeit verständlich zu machen, verliehen. Die Ausgezeichneten leisten demnach nicht nur einen Beitrag zur Bildung, sondern sie steigern auch das Bewusstsein für die Bedeutung von Österreichs Wissenschaft im Allgemeinen.

Stelzl-Marx hat unter anderem zahlreiche Forschungsprojekte zu den Folgen des Zweiten Weltkriegs geleitet. "Obwohl sich das Ende dieses größten militärischen Konflikts in der Geschichte der Menschheit heuer zum 75. Mal jährt, zeigen die Arbeiten der Preisträgerin, in welch bedeutender Weise diese Ereignisse in die Gegenwart hineinragen und bis heute viele Aspekte von Politik und Gesellschaft beeinflussen", heißt es in der Begründung des Klubs. Die Arbeiten seien in "berührenden, allgemein verständlichen Büchern zusammengefasst, die trotz der einfachen Sprache nichts vereinfachen, sondern die volle und harte Relevanz dieser Forschungen in größter Lebendigkeit kristallisieren".

Sie wolle mit ihrer Tätigkeit gesellschaftliche Relevanz erreichen und "Fake News" entgegentreten, betonte Stelzl-Marx in ihrer Preisrede. "Wir leben in einer Zeit, in der Fakten offenbar immer beliebiger werden. Wissenschaftskommunikation ist gefordert, dieser Entwicklung sachlich und engagiert die Stirn zu bieten und so zu einer gesellschaftlichen Immunisierung gegen ,Fake News und ,Alternative Facts beizutragen", betonte die Forscherin. Geboren am 10. April 1971 in Graz, studierte Stelzl-Marx Anglistik, Russisch und Geschichte an der Universität Graz sowie an den Universitäten Oxford, Moskau, Wolgograd und Stanford. Seit 1993 forscht sie insbesondere auch in ehemals sowjetischen Archiven. Sie wurde 1998 in Geschichte mit einer Dissertation amerikanischer und sowjetischer Kriegsgefangener promoviert. 2010 folgte die Habilitation mit der Disseration "Stalins Soldaten in Österreich. Die Innensicht der sowjetischen Besatzung".
