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Ingenuity in Warteposition

Von Alexandra Grass

Wissen
© Nasa / JPL-Caltech

Software-Probleme verzögern den ersten Flug des Mars-Hubschraubers.


Für Ingenuity heißt es weiterhin warten. Nachdem der erste Flug des Mini-Hubschraubers, der an Bord des Mars-Rovers Perseverance im Februar auf dem Roten Planeten gelandet war, nun schon zum zweiten Mal verschoben wurde, soll kommende Woche ein neues Startdatum festgelegt werden, wie die US-Raumfahrtbehörde Nasa zuletzt bekanntgab. Es dürfte Probleme mit der Computer-Software des Fluggeräts geben. Ein Test der Rotoren war durch eine Kontrollsoftware abgebrochen worden. An einer Lösung wird derzeit gearbeitet, heißt es auf der Homepage der Nasa.

Ursprünglich war als frühestmöglicher Starttermin der 11. April genannt worden. Dann war wegen technischer Probleme auf den 14. April verschoben worden. Am Wochenende prüfte und testete das Nasa-Team mehrere mögliche Lösungen und kam zu dem Schluss, dass geringfügige Änderungen und eine Neuinstallation der Flugsteuerungssoftware ein gangbarer Weg sind. Dieses Update ändert jenen Prozess, mit dem die beiden Flugsteuerungen gestartet werden.

Noch kein genauer Zeitplan

Derzeit wird in Testumgebungen im Nasa Jet Propulsion Laboratory (JPL) des California Institute of Technology in Los Angeles geprüft und validiert. Diese Validierung und die Fertigstellung der Uplinks für Ingenuity (auf Deutsch Einfallsreichtum) würden allerdings einige Zeit in Anspruch nehmen, so die Nasa. Deshalb gibt es derzeit auch noch keinen weiteren genaueren Zeitplan.

Sobald diese Hürden geschafft sind, soll der Hubschrauber auf seinen ersten Flug vorbereitet werden. Das Fluggerät selbst bleibe grundsätzlich einsatzbereit und sei in gutem Zustand. Kritische Funktionen, wie Stromversorgung, Kommunikation und Wärmekontrolle seien intakt.

Die Nasa-Wissenschafter verweisen darauf, dass es nicht ungewöhnlich sei, bei derartigen Missionen auf Schwierigkeiten zu stoßen, die in Echtzeit behoben werden müssen.

Mission auf 30 Tage angelegt

Der ungefähr 1,8 Kilogramm leichte Ingenuity soll bei seinem ersten Testflug auf dem Roten Planeten auf eine Höhe von etwa drei Metern steigen, dort für 30 Sekunden auf der Stelle schweben und dann wieder auf der Oberfläche des Mars landen. Dabei muss er extremen Bedingungen trotzen. Auf dem Himmelskörper ist es nachts bis zu minus 90 Grad Celsius kalt, zudem ist die Anziehungskraft des Planeten geringer und die Atmosphäre wesentlich dünner. Es wäre der erste Flug eines Luftfahrzeugs auf einem anderen Planeten. Rund einen Monat lang könnte der mit Lithium-Ionen-Akkus betriebene Ingenuity noch mehrere Flugversuche starten. Die Nasa hat der Teilmission eine Zeitspanne von 30 Tagen eingeräumt. Mit den Verzögerungen dürfte sich das Zeitfenster dafür allerdings verkürzen. Wenn seine Missionszeit abgelaufen ist, wird der Rover Ingenuity zurücklassen und sich seiner eigentlichen Mission widmen - nämlich der Suche nach Spuren von möglichem Leben.

Perseverance war erst Ende Februar - nach insgesamt 203 Flugtagen und 472 Millionen zurückgelegten Kilometern - mit einem riskanten Manöver erfolgreich in einem ausgetrockneten Mars-See namens "Jezero Crater" aufgesetzt. Diesen See mit einem Durchmesser von etwa 45 Kilometern soll der Mars-Rover in den kommenden zwei Jahren untersuchen.

Moxie-Experiment

Während das Ingenuity-Team seine Arbeit erledigt, führt der Rover selbst mit seiner umfangreichen Instrumentenausstattung weiter Messungen durch und bereitet sich auf das Moxie-Experiment (Mars Oxygen In-Situ Resource Utilization Experiment) vor. Dabei wird eine Technologie getestet, mittels derer aus dem atmosphärischen Kohlenstoffdioxid des Planeten Sauerstoff erzeugt werden soll. Die Nasa bereitet sich auf die Erkundung des Mars durch Menschen vor und Moxie soll eine Möglichkeit demonstrieren, wie zukünftige Forschende Sauerstoff aus der Planetenatmosphäre für Treibstoff und zum Atmen gewinnen können.