Die Sonde "BepiColombo" hat am Samstag ihren ersten Flug um ihren künftigen Bestimmungsort Merkur gemeistert und auf ihrem Weg auch Fotos vom Planten geschickt. "Das ist ein großer Erfolg für uns, weil es das erste Treffen mit dem Zielplaneten Merkur war", sagte die Leiterin der Mission im ESA-Kontrollzentrum in Darmstadt, Elsa Montagnon. Um 1.34 Uhr und 42 Sekunden (MESZ) sei die Sonde dem innersten Planeten des Sonnensystems im Abstand von rund 199 Kilometern am nächsten gewesen.

Die Raumsonde hat sich am 20. Oktober 2018 auf den Weg zum Merkur gemacht.
- © Von ESA/BepiColombo/MTM, CC BY-SA 3.0 igo, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=77751999Dabei habe sie zugleich eine Entfernung von rund 56 Millionen Kilometern zur Sonne gehabt - was nur rund 40 Prozent der Entfernung zwischen Erde und Sonne entspreche, sagte Montagnon. Nach Angaben der europäischen Raumfahrtagentur ESA ist es der erste von insgesamt sechs Vorbeiflügen der Sonde am Merkur. "BepiColombo" muss auf seiner Hunderte Millionen Kilometer und viele Jahre dauernden Reise mehrfach an Planeten vorbeifliegen, um abgebremst zu werden, um so schließlich die endgültige Umlaufbahn um den Merkur zu erreichen.
Sieben Jahre Reisezeit
Die ESA steuert nach eigenen Angaben derzeit 25 Satelliten, 22 vom Kontrollzentrum in Darmstadt aus. Die Raumsonde "BepiColombo" war im Oktober 2018 zu ihrer sieben Jahre dauernden Reise zum sonnennächsten Planeten Merkur gestartet. Mit zwei Satelliten an Deck soll sie ab Dezember 2025 die Oberfläche und das Magnetfeld des Himmelskörpers untersuchen. Das europäisch-japanische Gemeinschaftsprojekt - unter starker österreichischer Beteiligung - mit Gesamtkosten von rund zwei Milliarden Euro soll dazu beitragen, die Ursprünge des Sonnensystems zu verstehen.
Technik aus Österreich
Das Institut für Weltraumforschung (IWF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften ist für die Magnetfeldmessgeräte beider Raumsonden beteiligt: Beide Magnetometer (MPO-MAG und MMO-MGF) sind durchgehend eingeschaltet. Von MPO-MAG, dessen Sensor am bereits ausgeklappten Boom sitzt, werden mit Hochspannung die Ergebnisse erwartet. "Zum ersten Mal wird eine Raumsonde das Merkur-Magnetfeld der südlichen Hemisphäre in niedriger Höhe messen", wie Wolfgang Baumjohann vom IWF, der die wissenschaftliche Leitung des MMO-MGF innehat, festhielt. Damit stünden die bisher aufgestellten Modelle für das Eigenmagnetfeld des Planeten auf dem Prüfstand. Auch das Ionenspektrometer PICAM wird während des Merkur-Vorbeiflugs eingeschaltet, um erstmals in der extrem dünnen Merkur-Atmosphäre nach verschiedenen Arten von Ionen zu suchen. Die Beteiligung des IWF an BepiColombo wurde von der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) finanziert.
Technik aus Wien steuert die Merkursonde: Das Lenksystem stammt vom österreichischen Weltraumunternehmen RUAG Space Austria in der Bundeshauptstadt, wo es auch entwickelt und gebaut wurde, wie das Unternehmen betonte. Zusätzlich lieferte der Weltraumzulieferer auch für die Ausrichtung der Solarpaneele die Motorsteuerung. Weiters schützten die Wiener Experten die Sonde vor den extremen Temperaturen im All: "Merkur ist der sonnennächste Planet, daher muss die Sonde extreme Hitze von über 450 Grad Celsius aushalten", wie Geschäftsführer Andreas Buhl verdeutlichte. Die Hochtemperaturisolation mit Keramikfasern dient gleichzeitig als Schutz gegen Mikrometeoriten.
Laut dem Unternehmen wird jeder europäische Satellit mit Thermoisolation von RUAG Space geschützt. Rund 1.300 Mitarbeitende in sechs Ländern entwickeln und produzieren laut Unternehmensangaben Produkte für Satelliten und Trägerraketen. RUAG Space ist Teil des internationalen Technologieunternehmen RUAG international mit Sitz in der Schweiz. (apa)