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Neue HIV-Variante entdeckt

Von Alexandra Grass

Wissen
Auch Aids-Viren mutieren.
© stock.adobe / artegorov3@gmail

Der Subtyp soll ansteckender und schädlicher sein, dennoch beruhigen Virologen.


Forscher der Universität Oxford haben in den Niederlanden einen neuen und vermutlich auch viel ansteckenderen HIV-Stamm entdeckt. Er sei nicht nur leichter übertragbar, sondern richte auch größere Schäden am Immunsystem an, berichten sie im Fachblatt "Science".

Wie schon die aktuelle Corona-Pandemie zeigt, können neue Mutationen in den genetischen Sequenzen von Viren erhebliche Auswirkungen auf die Übertragbarkeit des Virus und die von ihm verursachten Schäden haben. Seit vielen Jahren wurde befürchtet, dass dies auch beim HIV-1-Erreger der Fall sein könnte. Mit der Entdeckung des neuen Stamms wurde das nun bestätigt. Personen mit der neuen sogenannten VB-Variante (Virulenter Subtyp B) hatten in der Studie eine 3,5 bis 5,5 Mal höhere Viruslast.

In Behandlung keine Gefahr

Zudem ging der Rückgang der CD4-Zellen - sie sind das Kennzeichen für die Schädigung des Immunsystems durch HIV - bei Personen mit dieser Variante doppelt so schnell vonstatten, sodass für sie das Risiko, die Immunschwächekrankheit Aids zu entwickeln, wesentlich höher war. Betroffene hatten auch ein erhöhtes Risiko, das Virus auf andere zu übertragen.

Für Infizierte in Behandlung besteht der Arbeit zufolge keine größere Gefahr. Nach Beginn der Therapie hatten die VB-Patienten demnach ähnliche Verläufe wie andere Patienten. Die neu entdeckte Variante soll sich während der 1980er und 1990er Jahre in den Niederlanden verbreitet haben. Seit etwa 2010 soll sich die Verbreitung allerdings wieder verlangsamt haben. Weitere Forschungen zum Verständnis des Mechanismus, der dazu führt, dass die VB-Variante übertragbarer ist und das Immunsystem schädigt, könnten neue Ziele für antiretrovirale Medikamente der nächsten Generation aufzeigen.

Ein deutscher Virologe beruhigt. "Angesichts des langen Zeitraums und der recht geringen Zahl (die Studie zeigt bei einer Kohorte von über 6.700 HIV-Positiven 109 des Subtyps auf) spricht nichts für eine rasche Ausbreitung", erklärt Hans-Georg Kräusslich von der Uni Heidelberg.