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"Leuchttürme" mit Inflationssorgen

Wissen

Die Grundlagenforschung kann mit mehr Geld rechnen, doch die Teuerung schlägt sich nieder.


Von einem "positiven Wachstumspfad trotz hohen Inflationsdrucks" in der Förderung von Grundlagenforschung sprach Wissenschaftsminister Martin Polaschek am Montag vor Journalisten. Anlässlich der Jahresbilanz des Wissenschaftsfonds (FWF) kündigte er für die Finanzierungsperiode 2024-2026 "eine deutliche Steigerung" für Österreichs größten Fördergeber in der kompetitiven Grundlagenforschung an. Die Investitionen würden die Zukunft sichern, zumal Österreich über keine nennenswerten Rohstoffe verfüge und seinen Wohlstand über Forschung generiere. In der kommenden Leistungsvereinbarungsperiode schüttet das Bildungs- und Wissenschaftsministerium 1,124 Milliarden Euro für diesen Bereich aus.

Das Ganze in Geld ausgedrückt: Der FWF konnte 2022 neue Fördermittel im Umfang von 273 Millionen Euro für 743 Forschungsprojekte zusagen. Das entspricht einem Plus von 6,6 Prozent im Vergleich zu 2021. 115 Millionen Euro gingen in Naturwissenschaften und Technik, 100 Millionen in Biologie und Medizin und 58 Millionen in die Geistes- und Sozialwissenschaften (die keine kostspielige Labor-Infrastruktur benötigen).

"Allerdings sieht man auch signifikante Steigerungen bei den Mitteln, die beim Wissenschaftsfonds beantragt wurden", hob FWF-Präsident Christof Gattringer hervor. "Die Universitäten haben erfreulicherweise in der Leistungsperiode 2021-2023 viele neue Wissenschafter eingestellt, die Grundlagenforschung wächst in Österreich und junge Kolleginnen und Kollegen beantragen mehr Forschungsprojekte beim FWF", sagte er. Auch hier die Zahlen: Insgesamt wurden 2022 Projekte im Wert von 1,314 Milliarden Euro eingereicht oder um 6, 3 Prozent mehr als im Jahr davor. Damit blieb die Bewilligungsquote in etwa gleich bei rund 21 Prozent. Projekte im Wert von 82 Millionen Euro mussten abgelehnt werden, obwohl sie für exzellent befunden worden waren, weil die Mittel fehlten. Derzeit finanziert der FWF Personalkosten für 4.842 Einzelpersonen in laufenden Projekten an Österreichs Universitäten und Forschungsstätten, laut Gattringer "ein neuer Höchststand". Rund 70 Prozent der einreichenden Forscher waren 2022 unter 35 Jahre alt, der Frauenanteil betrug 47,6 Prozent.

Innovative Ansätze fördern

Die Quantenforschung erhielt Rückenwind durch die Tatsache, dass der Physik-Nobelpreis 2022 an den Österreicher Anton Zeilinger verliehen wurde. "Neun der Arbeiten, die das Nobel-Komitee in seiner Begründung für seine Wahl nannte, waren vom FWF finanziert", hob Gattringer hervor. Andere thematische Schlagwörter, die am häufigsten in den Anträgen auftauchen, sind "Zellen", "Krebs" oder "Geschichte". Wenig vertreten sind vorerst noch "Klimawandel" und "Künstliche Intelligenz", was Gattringer mit dem hohen Grad der Interdisziplinarität in diesen Forschungsgebieten begründete.

Künftig will der FWF zudem stärker auf risikoreiche Forschung mit mehr Innovationskraft setzen. "Aus Angst vor Ablehnung sind zahlreiche Anträge eher konservativ angelegt", erklärte Gattringer. Um neue, hochinnovative Zugänge zu ermöglichen, würden unter dem Titel "Emerging Fields" im Rahmen des mehrteiligen Exzellenz-Programmes "excellent=austria" fünf Forschungsideen gefördert, die etablierte Denkansätze aufbrechen könnten. Dafür winken bis zu sechs Millionen Euro für fünf Jahre, die Entscheidungen darüber sollen im März 2024 fallen.

Einreichungen für eine weitere Säule des Exzellenzprogrammes mit Namen "FWF Distinguished Professor", auch "Leuchtturmprofessuren" genannt, sind ab Ende dieses Jahres möglich. Führende Wissenschafter sollen damit gefördert oder aus dem Ausland nach Österreich zurückgeholt werden, sagte Polaschek. In dieser Förderschiene stehen sechs Millionen Euro zur Verfügung.

Die ersten Empfänger des Förderprogramms "Clusters of Excellence" wurden im März bekanntgeben. In den Genuss von bis zu 70 Millionen Euro in den kommenden zehn Jahren kommen in der ersten Tranche fünf Konsortien in Österreich. Eine weitere Vergaberunde ist für 2025 vorgesehen.

Große Sorgen bereitet weiterhin die Inflation. Die Teuerung schlage in diesem Jahr durch und das werde sich in den kommenden Jahren eher noch weiter verstärken. Damit etwa Stellen im Rahmen von FWF-Projekten durch die gestiegenen Personalkosten nicht Gefahr laufen, frühzeitig aus Geldmangel abgebrochen werden zu müssen, schieße man mit Unterstützung des Ministeriums heuer rund 20 Millionen Euro nach. "Im kommenden Jahr wird das aber vermutlich nicht ausreichen", sagte der FWF-Chef.(est)