Zumindest bei einem Versuchshund ist eine Gehhilfe nicht mehr notwendig. - © © W. Perry Conway/CORBIS
Zumindest bei einem Versuchshund ist eine Gehhilfe nicht mehr notwendig. - © © W. Perry Conway/CORBIS

Wien. (gral/ag) Vor allem Dackel sind häufig von Lähmungserscheinungen an den Hinterläufen (Paraplegie) betroffen. Eine verrutschte Bandscheibe ist oft Auslöser für die Behinderung. Britischen Veterinärmedizinern ist es jetzt gelungen, zumindest einem Hund das Laufen wieder zu ermöglichen. Der Dackel Jasper kann sich nun ein halbes Jahr nach der Behandlung wieder frei bewegen, wie das Team um Robin Franklin vom Cambridge Stem Cell Institute im britischen Fachjournal "Brain" berichtet.

Möglich wurde dieser erstaunliche Erfolg durch eine Transplantation von sogenannten olfaktorischen Hüllzellen (Olfactory ensheathing cells). Diese sind dafür bekannt, dass sie sich - im Gegensatz zum Rückenmark - gut regenerieren können. Gewonnen werden sie aus der Nasenschleimhaut. Die Wissenschafter vermuten, dass die Hüllzellen im Rückenmark über kurze Strecken neue Nervenverbindungen entstehen lassen. Dadurch würde sich die Signalweiterleitung über kurze Strecken verbessern.

Erfolgsprojekt Jasper


Jasper ist einer von 34 querschnittgelähmten Hunden der Versuchsreihe. Alle sind sie Haustiere, die seit mindestens drei Monaten an einer Lähmung der Hinterbeine litten. Nach Angaben der Wissenschafter würde das umgelegt auf den Menschen - ab dem Zeitpunkt der Verletzung - einer Spanne von einem Jahr entsprechen.

Nachdem die Forscher den Hunden die Zellen beziehungsweise der Placebogruppe nur Kochsalzlösung verabreicht hatten, maßen sie in Folge einmal im Monat am Laufband die Koordination der Vorder- und Hinterläufe. Bei jenen Hunden, die die Zellspritze erhalten hatten, zeigte sich eine stärkere Verbesserung als bei der Kontrollgruppe. Eine frühere Studie hatte schon gezeigt, dass diese Methode an sich bei Hunden recht sicher ist.

Der mögliche Nutzen für den Menschen scheint allerdings eher eingeschränkt zu sein. Ein Grund dafür sei, dass sich die Signalweiterleitung über die Nervenverbindungen eben nur über recht kurze Strecken verbessert. Aber: "Wir sind zuversichtlich, dass die Technik querschnittgelähmten Patienten zumindest einen kleinen Teil der Bewegungsfähigkeit zurückgeben kann. Aber das ist weit davon entfernt, dass sie möglicherweise alle verlorenen Fähigkeiten wiederherstellt", erklärt Robin Franklin.

Für die Rehabilitation von paraplegischen Patienten sei aber auch in gewisser Weise die Beobachtung vielversprechend, dass sich die Darm- und Blasenfunktion der Hunde gebessert haben soll. Dies könnte bedeuten, dass bei Gelähmten auch Sexualfunktion und Kontinenz beeinflussbar sein könnten.

Andere Voraussetzungen


Zu bedenken sei allerdings auch, dass das Riechepithel bei Hunden sehr viel stärker differenziert ist als beim Menschen. Unterschiede gibt es auch beim Pathomechanismus - also beim Verlauf des Krankheitsprozesses. Beim Menschen kommt es für gewöhnlich durch ein Trauma zur Paraplegie. Ein Bandscheibenvorfall führt, anders als beim Vierbeiner, in der Regeln nicht zu vergleichbaren Lähmungserscheinungen. Deshalb lassen sich auch die Ergebnisse von klinischen Studien nicht vorhersehen. Wenn, dann taugt die Methode beim Menschen nur in Kombination mit anderen Eingriffen, lautet das Fazit der Studie.

Die Besitzer des Hundes, May und Peter Hay, sind auf jeden Fall glücklich. "Jetzt sprintet Jasper wieder ums Haus und hält mit unseren anderen beiden Hunden mit", freuen sich die Briten.