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"Ich bin jetzt der Hecht im Karpfenteich"

Von Eva Stanzl

Wissen
ÖAW- Präsidentschaftskandidat Suppan: "Bin Reformer."
© oeaw

Die Akademie der Wissenschaften wählt ein neues Präsidium.


Wien. Weißer Rauch ist diesmal nicht vorgesehen. Doch auch bei der Wahl des neuen Präsidenten der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) soll es, wie bei der Papstwahl am Mittwoch, einige Wahlgänge dauern, bis der Gewählte feststeht. Für den Chefposten der Gelehrtengesellschaft und größten grundlagenorientierten außeruniversitären Forschungsinstitution Österreichs stellen sich heute ab 15.30 Uhr der Rechtswissenschafter Walter Berka (64), der Demograf Wolfgang Lutz (56), der Quantenphysiker Anton Zeilinger (67) und der Historiker Arnold Suppan, seit 2011 Vizepräsident der ÖAW, davor zwei Jahre lang Generalsekretär, der Wahl. Im Unterschied zu jener der anderen wurde Suppans Kandidatur erst diese Woche bekannt. Die "Wiener Zeitung" sprach mit ihm vorab.

"Wiener Zeitung": Sie haben sich in letzter Minute entschlossen, zu kandidieren. Oder doch nicht in letzter Minute?Arnold Suppan: Nachdem die Findungskommission es nicht für wert befand, mich zu fragen, hatte ich zunächst mit einer Nicht-Kandidatur gerechnet. Das hat aber anderen Kollegen nicht gepasst.

Hat Sie das geärgert?

Naja, geärgert, das war schon vor Weihnachten. Man bewirbt sich ja nicht, sondern man muss von der Findungskommission vorgeschlagen werden. Wenn nicht, kann man nichts sagen, aber natürlich können alle anderen Mitglieder sagen, das gefällt uns nicht.

Wie viele Mitglieder sagten das?

Das ist keine Prozentrechnung, und den Anteil möchte ich Ihnen nicht sagen. Aber es waren genug, es kommt ja auch darauf an, wer es sagt. Drei haben es dann auch schriftlich getan.

Wie reagierte die Findungskommission?

Na, beleidigt.

Sind jetzt alle beleidigt?

Ich nicht. Ich bin jetzt der Hecht im Karpfenteich.

Externe Reformen mit der Übertragung von 13 ÖAW-Instituten an die Unis sind vollbracht. Sollten Sie nun Präsident werden, stehen interne Reformen an. Die Forschungsträgerorganisation mit ihren 28 Instituten soll nicht mehr vom Präsidium geleitet werden, sondern von einem weisungsfreien Direktor, die eigentliche Gelehrtengesellschaft nur noch die Politikberatung stärken.

Die Statutenänderung muss mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit beschlossen werden. Morgen gibt es eine erste Lesung des Satzungsentwurfs im Grundsatzbeschluss zur Trennung der Gelehrtengesellschaft und der Forschungsträgereinrichtung. Am 19. April soll darüber abgestimmt werden. Bei einer Abstimmung im Dezember war das nötige Quorum nicht vorhanden, das Ganze ist also noch nicht ausgestanden.

Befürworten Sie eine Statuten-Änderung im Sinne des Grundsatzbeschlusses vorbehaltslos?

Jedenfalls.

Sie sind eindeutig ein Reformer?

100-prozentig.

Was steht den Reformen im Weg?

Gute Frage: Es gibt Meinungen, dass diese Reformen zu weit in Richtung Entflechtung gehen und es gibt Angst vor Machtverlust in der Gelehrtengesellschaft und im Präsidium zugunsten eines zu bestellenden wissenschaftlichen Direktors. Die Reformer haben es nicht einfach in Österreich.

Für Sie wäre es dann vielleicht auch nicht einfach. Würde es Ihnen nichts ausmachen, als neuer Präsident Macht abzugeben?

Es geht nicht anders. Man kann nicht an der Macht kleben, sondern muss schauen, dass der wissenschaftliche Großbetrieb sich den modernen Herausforderungen anpasst. Da geht es nicht um kleinliche Machthöfe, sondern um vernünftige Führungsstrukturen, Checks and Balances.