Wien. Die neue Koalition in Deutschland hat Forschung zum "Kernanliegen" gemacht. "Das wäre doch gelacht, wenn wir das in Österreich nicht auch zusammenbrächten", sagte der Präsident der Akademie der Wissenschaften (ÖAW), Anton Zeilinger, in Richtung Koalitionsverhandler. Er fordert eine Erhöhung des ÖAW-Basisbudgets um zehn Prozent.

Österreich habe in den vergangenen Jahren in Forschung und Technologieentwicklung beindruckend aufgeholt und investiert. Doch die Deutschen würden im Forschungsbereich "schon seit Jahren einen BMW fahren und jetzt nochmals aufs Gas steigen, während wir noch immer diskutieren, ob wir in einen Puch 500 oder einen 2CV einsteigen sollen". Bei den laufenden Koalitionsverhandlungen würden die Weichen gestellt, um Österreich unter den führenden Innovationsländern zu etablieren oder wieder zurückzufallen. "Es wird sehr von der Stimmung nach der Regierungsbildung abhängen, ob hochqualifizierte Leute hier bleiben oder Österreich den Rücken kehren", so Zeilinger.

Analyse von IHS-Experten


Probleme im System der Grundlagenforschung in Österreich, "welche seine Funktion als Treiber neuer, grundlegender Innovationen beeinträchtigen könnten", sehen Experten des Instituts für Höhere Studien (IHS) in einer nun veröffentlichten Analyse. Andreas Schibany und sein Kollege Christian Rainer orten in Österreich "Probleme und Organisationsdefizite", die die Innovations- und Wachstumsfunktion der Grundlagenforschung beeinträchtigen. Das Anreizsystem für akademische Karrieren sei zu wenig attraktiv, die Bündelung von Forschungskompetenzen unzureichend.