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Singapurs Top-Down-Strategie in der Wissenschaft

Von Eva Stanzl

Wissen

Die Technische Universität Nanjang klettert in Forschungsrankings nach oben. Dahinter steht eine Menge Geld, sagt Präsident Bertil Andersson.


Alpbach/Wien. Flächenmäßig ist Singapur einer der kleinsten Staaten Südostasiens. Während die europäische Wissenschaft jedoch unter Sparzwang leidet, tätigt der Inselstaat enorme Forschungsinvestitionen. Singapur zählt zu den Top drei der innovativsten Länder der Welt und ist innerhalb des Verbandes südostasiatischer Staaten Spitze. Fünf Branchen definiert die Regierung als strategisch: Chemie, Pharma, Biotech, Elektronik und Maschinenbau.

"In Europa reden wir über die Wissensgesellschaft und Wettbewerbsfähigkeit durch Forschung, handeln aber zögerlich, während Singapur seine Ziele umsetzt", sagt der in Schweden geborene Biochemiker Bertil Andersson, Präsident der Technischen Universität Nanjang (NTU), zur "Wiener Zeitung". Die 1991 in Singapur gegründete NTU zählt zu den am schnellsten wachsenden Universitäten. Bei Ingenieurswissenschaften reiht sie im asiatischen QS-Ranking mittlerweile auf Platz 11 und damit knapp hinter dem renommierten Imperial College in London, das Platz 8 innehat. Im "Times Higher Education Ranking liegt die NTU (vor jeder österreichischen Universität) auf Platz 76.

Den zunehmenden Erfolg seiner Forschungsstätte begründet Andersson, früher Präsident der Europäischen Wissenschaftsstiftung, mit einer Mischung aus substanziellen Geldmitteln und strategischer internationaler Zusammenarbeit. Zudem werde konsequent auf die Interdisziplinarität der Fächer gesetzt und Möglichkeiten zur Umsetzung in Anwendungen erarbeitet. "Dass sich unsere Forschungsergebnisse auch in der Wirtschaft niederschlagen, ist unsere Verantwortung", artikuliert Andersson eine Haltung, die in Europa wohl eher selten wäre. "Allerdings haben wir noch nicht viel zu kommerzialisieren, dafür brauchen wir noch Zeit."

Pioniergeist der Gründer

Singapur ist erst 49 Jahre alt. "Seit 1965 wurde der Stadtstaat von einer Shantytown zu einem der reichsten Länder der Welt, die meisten Menschen tragen immer noch Pioniergeist in sich. Dem Wachstum ist eine Forschungsquote von 2,3 Prozent des BIP (das höher ist als in Österreich, Anm.) zu verdanken", sagt Andersson. Und: "Forschungsgelder können großzügig verteilt werden, auch weil eine schlagkräftige Opposition fehlt. Wenn die Regierung beschließt, hohe Summen in die Biotechnologie zu stecken, gibt es niemanden, der sagt wir bräuchten Spitäler dringender."

Drei Viertel der in Singapur tätigen Akademiker werden aus dem Ausland angeworben. Der eigene Nachwuchs entwickelt sich langsam. "Junge Menschen wollen lieber schnell studieren, um Geld zu verdienen", so Andersson: "Doch das wird sich ändern. Ich rechne damit, dass sie schon in zehn Jahren so gut ausgebildet sein werden wie Europäer."