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Ein Drittel der Studenten studiert nie

Von Alexandra Grass

Wissen

Forschungsrat legt neue Empfehlungen vor, die eine Aufstockung der Mittel für Universitäten und Exzellenz vorsehen.


Wien. Das strategische Ziel der Bundesregierung, bis zum Jahr 2020 eine Forschungsquote von 3,76 Prozent zu erreichen, wird angesichts fehlender finanzieller Mittel nicht mehr erreichbar sein. Um praktisch noch das Bestmögliche herauszuholen, legte der Rat für Forschung und Technologieentwicklung (RFT) am Mittwoch neue Empfehlungen vor, die vor allem eine deutliche Aufstockung der Mittel für die heimischen Universitäten sowie der Forschungsförderungsinstitutionen FWF und FFG vorsehen.

Auch mit den Empfehlungen "bleiben wir vom Ziel noch weit entfernt", betonte Ratsvorsitzender Hannes Androsch vor Journalisten und spricht von notwendigen "Mindestanforderungen".

Konkret sollen die Gelder für den Wissenschaftsfonds FWF und die Forschungsförderungsgesellschaft FFG um je 100 Millionen pro Jahr aufgestockt werden. Dieselbe Summe soll jährlich in die Stärkung der Exzellenz fließen - etwa in die Österreichische Akademie der Wissenschaften, die Christian-Doppler-Labors und die Ludwig-Boltzmann-Gesellschaften. Überdies soll die Grundfinanzierung der Unis in der nächsten Leistungsvereinbarungsperiode 2019 bis 2021 von derzeit rund 8,4 Milliarden um jährlich 450 Millionen Euro erhöht werden.

"Wie sehr wir nachhinken, zeigen Vergleiche mit der Schweiz und mit Bayern", betonte Androsch. So stünden den heimischen Hochschulen mit rund 305.000 Studenten jährlich 3,8 Milliarden Euro zur Verfügung. In der Schweiz seien es 7,2 Milliarden Euro für 145.000 Studenten, in Bayern 6,3 Milliarden für 240.000 Studenten.

Weg von Zersplitterung

Der Ratsvorsitzende hat auch Ideen, woher das Geld geschöpft werden kann, und verweist auf Forderungen des Rechnungshofs. Demnach sei es möglich, 16 Milliarden Euro durch Umschichtungen zu lukrieren. "Wir haben eine höhere Staatsquote als die Schweiz und Bayern und höhere Steuern. Das Geld wäre da, aber die Ausgabenprioritäten sind konsumorientiert - nicht zukunfts- und innovationsorientiert", prangert Androsch an. Wenig Sinn würde auch eine weitere Zersplitterung der derzeit schon 22 Universitäten machen. Die Schweiz finde mit nur zwölf Unis das Auslangen. Den Ausbau zur vierten Medizinuni in Linz sieht er als den falschen Weg. Wichtig sei es hingegen, ein adäquates Zugangsmanagement an den Unis einzuführen, um nicht nur eine Verbesserung der Studienbedingungen erreichen, sondern auch den Anteil der aktiven Studenten zu steigern. Ein Drittel der 357.000 Studierenden (inklusive Fachhochschulen) würden in der Statistik als nicht prüfungsaktiv geführt, heißt es in den Empfehlungen. "Nach zehn Jahren sind nur 44 Prozent fertig. Das ist schlecht für die Gesellschaft und für die Betroffenen selbst", so Androsch. Neben einem Zugangsmanagement und einer Leistungseinforderung brauche es aber auch Studienförderungen, um die Chancengleichheit gewährleisten zu können.

Ob die Regierung den Empfehlungen nachkommt, sei eine politische Entscheidung. Der Rat selbst habe keine Forderungen zu stellen, sondern sei nur beratendes Organ, stellte Androsch fest. "Wir können der Regierung nicht mit Mund-zu-Mund-Beatmung Mut einflößen."