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Tour durch das Sonnensystem

Von Alexandra Grass

Wissen

Während die Nasa Mars und Jupiter erkundet, steuert die ESA Mars und Merkur an.


Wien. "Wir sind drin", jubelte Scott Bolton, Chefentwickler der US-Raumfahrtbehörde Nasa, in der Nacht von Montag auf Dienstag im Kontrollzentrum in Pasadena, als die Raumsonde Juno die Umlaufbahn des Jupiter erreichte. Damit wurde einmal mehr die Ankunft einer irdischen Technologie bei einem der vielen Himmelskörper in unserem Sonnensystem zelebriert. Das technisch sehr heikle Manöver war wie vorgesehen geglückt.

"Mit Juno werden wir Jupiters massiven Strahlungsgürtel untersuchen und damit nicht nur Einblick in sein Innenleben bekommen, sondern in die Entstehung des Planeten und auch des gesamten Sonnensystems", erklärte Nasa-Administrator Charlie Bolden.

Entstehung der Marsmonde

Die jüngste Erkenntnis aus der Planetenforschung kommt allerdings vom Roten Planeten, dem unmittelbaren Nachbarn von Jupiter und Erde. So zeigt eine Modellrechnung von Astronomen um Pascal Rosenblatt vom königlich-belgischen Observatorium in Brüssel, dass jene zwei Monde, die den Mars umkreisen, erstens keine eingefangenen Asteroiden seien und überdies die Überreste einer Mondansammlung sein könnten.

Die beiden Marsmonde Phobos und Deimos könnten das Produkt eines gigantischen Einschlags sein, wie es die Wissenschafter im Fachmagazin "Nature Geoscience" beschreiben. Sie besitzen einen Durchmesser von lediglich zwölf und 22 Kilometern und schienen bis dato eingefangene Asteroiden zu sein. Den Forschern zufolge sei jedoch wahrscheinlicher, dass die Marsmonde durch einen Einschlag aus dem Roten Planeten herausgebrochen wurden.

Laut Simulation dürften es in früherer Zeit jedoch mehr als nur zwei Trabanten gewesen sein, die nach und nach abgebremst, möglicherweise zerbrochen und zurück auf den Mars gestürzt sind.

Die Geheimnisse des Roten Planeten und seiner Monde werden in den nächsten Jahren im Rahmen der ESA-Mission ExoMars von dem Trace Gas Orbiter (TGO) erforscht, der sich derzeit auf halber Wegstrecke von der Erde zum angesteuerten Himmelskörper befindet. Im Oktober soll der Lander Schiaparelli von der Sonde zur Oberfläche des Mars absteigen.

Merkur im Visier

Der Orbiter soll auch helfen, mögliche Landestellen für den 2020 geplanten ExoMars Rover zu finden und als Schnittstelle zur Erde fungieren. Als primäre Landestelle für Schiaparelli wurde die Ebene Meridiani Planum festgelegt.

Auch der Nasa-Rover Opportunity erforscht diese Region. Sie ist für Forscher besonders interessant, da sie Hämatite enthält. Dabei handelt es sich um ein Eisenoxid, das auf der Erde fast ausschließlich in Umgebungen mit flüssigem Wasser entsteht.

Ab 2017 steht noch ein weiterer Planet im Visier der Forscher - Merkur. Die japanisch-europäische Mission BepiColombo soll Anfang 2024 die Umlaufbahn des sonnennächsten Planeten erreichen. Im Rahmen der Erkundungstour wollen die Astronomen das Magnetfeld, die geologische Zusammensetzung sowie die Geschichte des Merkur untersuchen.

Über die Anfänge des Sonnensystem vor 4,6 Milliarden Jahren wird aber wohl vor allem Jupiter Auskunft geben können. Unter den acht Planeten gilt er als der erste, der sich nach der Geburt der Sonne gebildet hat. Er entstand demnach aus einem Großteil jener Materie, die bei der Entstehung unseres Heimatsterns die Überbleibsel bildeten.

Sturm am Jupiter

Besonders ins Visier nehmen werden die Forscher auch den Großen Roten Fleck auf der Südhalbkugel dieses Planetenriesen. Dabei dürfte es sich um einen gigantischen Sturm größer als die Erde handeln, der bereits seit mehr als 300 Jahren beobachtet wird.

Die Raumfähre arbeitet auf jeden Fall "perfekt", stellte Juno-Projektmanager Rick Nybakken am Dienstag fest. "So etwas ist besonders erfreulich, wenn man ein Fahrzeug 1,7 Milliarden Meilen lang lenkt."