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Tränen voller Zika

Von Alexandra Grass

Wissen

US-Forscher haben einen neuen möglichen Übertragungsweg für den Zika-Erreger entdeckt.


St. Louis/Wien. Die Übertragungswege des Zika-Virus sind nach wie vor nicht vollständig geklärt. Dennoch scheint sich das mysteriöse Puzzle nach und nach zusammenzufügen. Einmal von einer infizierten Mücke gestochen, wird der Mensch ganz offensichtlich selbst zum Überträger, wie schon nachgewiesen werden konnte. Gewarnt wird im Falle einer erfolgten Ansteckung schon seit einiger Zeit vor ungeschütztem Sex. So gibt es diesbezüglich bereits eindeutige Belege für beide Möglichkeiten der Weitergabe des Erregers - sowohl von Mann zu Frau als auch von Frau zu Mann.

In den USA sollen Blutspenden ab sofort landesweit auf das Zika-Virus getestet werden, um eine mögliche Ausbreitung durch eine Transfusion zu verhindern, wie die US-Behörde für Arzneimittel (FDA) erst jüngst bekanntgab. Blut, Ejakulat - diverseste Körperflüssigkeiten bilden demnach mögliche Übertragungswege. Jetzt haben Wissenschafter der Washington University School of Medicine in St. Louis das Zika-Virus auch in der Tränenflüssigkeit entdeckt.

Das Auge als Reservoir

Die Studie an Mäusen könnte auch als Erklärung dazu dienen, warum manche Infizierte Augenentzündungen entwickeln, die in besonders schweren Fällen bis hin zum Verlust des Augenlichtes führen können. Die im Fachblatt "Cell Reports" publizierte Arbeit beschreibt den Effekt des Erregers in den Sehorganen von Mäusen, Föten, Neugeborenen und Erwachsenen.

"Unsere Studie zeigt, dass das Auge ein Reservoir für das Zika-Virus sein kann", erklärt der US-Immunologe Michael S. Diamond. Nun gelte es, nachzuweisen und weiter zu untersuchen, wie lange und wie infektiös der Erreger im Sehorgan existiert. Immerhin weise ein Drittel aller innerhalb der Gebärmutter infizierten Babys nach der Geburt Augenerkrankungen auf.

Diese neuen Erkenntnisse führen zu der Vermutung eines völlig neuen Übertragungsweges. Zwar wurde in den Mäusetränen 28 Tage nach der Infektion kein lebendes Virus, sondern nur das genetische Virusmaterial - die Zika-RNA - gefunden. "Das bedeutet aber nicht, dass sich Menschen nicht anstecken können", betont Studienautor Jonathan J. Miner. Es könnte ein bestimmtes Zeitfenster geben, in dem die Tränen besonders infektiös seien und demnach eine Übertragung auch auf diesem Wege möglich sei.

Die Forscher suchen nach solch neuen Ansteckungsmöglichkeiten. Würde Zika nämlich nur über die Mücke weitergegeben werden, würde die Ausbreitung nach Ansicht der Epidemiologen wesentlich langsamer verlaufen. Die Anhaltspunkte und Parameter sind notwendig, um genaue Vorhersagen treffen zu können. Eines ist klar: "Zika bewegt sich ungewöhnlich schnell", so die Wissenschafter. Für sie kommen im Übrigen auch andere Körperflüssigkeiten wie Speichel und Urin als Übeltäter in Frage - oder eben Tränen.

Finanzspritze für Impfstoff

Unterdessen läuft die Entwicklung für einen Impfstoff gegen Zika weltweit auf Hochtouren voran. Auch in Wien wird eifrig geforscht. Dabei konzentriert sich in der Bundeshauptstadt nicht nur der Pharmakonzern Valneva auf eine Weiterentwicklung - die "Wiener Zeitung" berichtete erst jüngst. In den vergangenen zwölf Monaten sei es dem Wiener Biotech-Unternehmen Themis Bioscience gelungen, mehrere für die Impfstoffentwicklung geeignete validierte Zika-Antigene zu identifizieren.

Dafür gibt es nun eine Finanzspritze in Höhe von umgerechnet 1,2 Millionen Euro aus Großbritannien. Das Geld kommt von der Innovationsagentur Innovate UK und wird auch zur Durchführung einer klinischen Studie der Phase I verwendet, wie Themis Bioscience am Dienstag mitteilte. Der Impfstoffkandidat basiert auf der sogenannten Themaxyn-Plattform, die einen bewährten Vektor für Masernimpfstoffe nutzt und dessen zentrale Technologie wiederum vom Institut Pasteur in Paris entwickelt wurde.