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Dem Alter ein Schnippchen schlagen

Von Alexandra Grass

Wissen
Die Jugend zu erhalten – nicht nur im Geiste –, ist der Wunsch vieler.
© Fotolia/bernanamoglu

Australische Forscher glauben, einen Weg gefunden zu haben, wie sich der Alterungsprozess beeinflussen lässt.


Kensington/Wien. Sowohl die Zeit als auch die in unserer Umgebung vorhandene Strahlung, die den Menschen vor allem dann trifft, wenn er ins Freie beziehungsweise an die Sonne geht, machen unseren Körpern zu schaffen. Die Zeichen der Alterung werden im Laufe der Jahrzehnte immer sichtbarer, zugleich kommt es in uns zu irreparablen Zellschäden, die unsere Organe altern lassen, aber auch Krankheiten verursachen. Australische Wissenschafter wollen nun entdeckt haben, wie sich dieser Alterungsprozess des Menschen aufhalten beziehungsweise sogar umkehren lassen könnte. Zudem sei es ihren Forschungen zufolge möglich, die körpereigene Reparaturfähigkeit bei Zellschäden zu verbessern.

Einem Enzym mit dem komplizierten Namen Nicotinamidadenindinukleotid - kurz NAD+ -, das an vielen Prozessen des Zellstoffwechsels beteiligt ist, scheint eine Schlüsselrolle zuzukommen. Verabreichten die Forscher um David Sinclair von der University of New South Wales Mäusen NAD+-Booster, so verbesserte sich die Fähigkeit der Zellen, DNA-Schäden auszumerzen. "Nach nur einer Woche Behandlungsdauer waren die Zellen der alten Mäuse von jenen junger Mäuse nicht mehr unterscheidbar", schreibt Sinclair im Fachblatt "Science".

Profit auch für Astronauten

In ihrer Publikation beschreiben die Forscher die Vorteile für jeden von uns, insbesondere aber für Überlebende nach kindlichen Krebserkrankungen - und Astronauten. Die Studie hat auch besonders die Aufmerksamkeit der US-Weltraumagentur Nasa auf sich gezogen. Zwar altern Astronauten im All aufgrund der Zeitdilatation grundsätzlich langsamer, doch der körperliche Alterungsprozess, also jener der Zellen, erfolgt unter anderem aufgrund der verstärkten kosmischen Strahlung schneller als auf der Erde. Schon nach kurzen Aufenthalten im Kosmos reduzieren sich die Muskelmasse, die Gedächtnisleistung und andere körperlichen Gegebenheiten.

Bei einem Trip zum Mars wäre die Situation eine noch viel schlimmere. Fünf Prozent der Astronautenzellen würden absterben, das Risiko, an Krebs zu erkranken, würde um 100 Prozent steigen, so die Forscher.

Kosmische Strahlung betrifft uns alle. Allein ein Flug von Wien nach Melbourne belastet uns in etwa so stark wie ein Lungenröntgen. Die Therapie auf der Basis körpereigener Stoffe könnte also auch die schädlichen Effekte auf Vielflieger minimieren. Profitieren könnten aber auch Menschen, die in ihrer Kindheit an Krebs erkrankt waren. 96 Prozent der Überlebenden entwickeln mit etwa 45 chronische Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Beschwerden, Diabetes Typ2, Alzheimer oder andere Krebsarten, betont Lindsay Wu von der School of Medical Sciences in Kensington. "Es wäre großartig, etwas dagegen tun zu können, und wir glauben, dass das mit diesem Molekül möglich ist."

Die Forscher haben zudem festgestellt, dass NAD+ gegen Krankheiten des Alters, Unfruchtbarkeit und Nebenwirkungen von Chemotherapien Wirkung zeigen könnte. Die Therapie soll innerhalb der nächsten sechs Monate auch am Menschen getestet werden.