Austin. Durch den Konferenzraum weht der Wind der Erneuerung. Rund 130 österreichische Forscher, die in den USA ihre Träume verwirklichen können, entfachen ihn. Sie sind nach Texas gekommen, um sich auszutauschen, lauschen Vorträgen, informieren sich über neue berufliche Möglichkeiten und erklären einander ihre Arbeitsgebiete anhand von bunt illustrierten Postern, die sie an den Wänden präsentieren.
"Als ich nach Amerika kam, hatte ich gar nicht vor, mich mit Österreichern zu vernetzen. Aber es herrscht lebhafter Kontakt und die Jahrestagung ist sehr nützlich", sagt die in Wien geborene Physikerin Sandra Eibenberger über den "Austrian Research and Innovation Talk", der vergangenes Wochenende in der texanischen Hauptstadt Austin über die Bühne ging.
Sandra Eibenberger studierte Physik an der Universität Wien und arbeitet derzeit als Post-Doctoral Research Fellow am Department für Physik der Universität Harvard.
Die Kraft der Moleküle
Sie verbreitet einen Optimismus, der in Amerika tätigen Forscherinnen Eigen zu sein scheint: Alles ist möglich. Und tatsächlich: Die 34-Jährige wurde bei dem Treffen mit einem von drei "Ascina"-Awards ausgezeichnet. Mit seinen Preisen würdigt das vor 15 Jahren gegründete und heute 1700 Mitglieder zählende Netzwerk österreichischer Forscher in Nordamerika (Ascina, Austrian Scientists and Scholars in North America) exzellente Grundlagenforschung heimischer Talente in den USA. Die Preisträger beginnen ihre Karrieren in Österreich und arbeiten danach an nordamerikanischen Forschungsinstitutionen.
Woran forschen sie? Eibenberger, die in der Kategorie "Young Scientist" ausgezeichnet wurde, untersucht die Chiralität von Molekülen. Sie erläutert: "Diese Moleküle liegen in zwei spiegelbildlichen Formen vor." Das heißt: Die beiden Versionen sind gegengleich. Dadurch haben sie unterschiedliche Funktionen. Etwa können sie anders riechen: Bestimmte Typen von Pfefferminz und Kümmel sind zum Beispiel Spiegelbilder eines chiralen Moleküls.
Dramatischer verlief der Contergan-Skandal. Dass ein während der Schwangerschaft eingenommenes Schlafmittel starke Missbildungen bei Kindern hervorrief, geht auf ein falsches Chiral zurück. "Wir können ausgewählte Moleküle in eine bestimmte Rotation versetzen. Dadurch nehmen sie eine gewünschte Funktion an", so Eibenberger. Die Erkenntnisse könnten die Entwicklung neuer Medikamente ermöglichen.