Im nächsten Jahrzehnt werden wieder Menschen zum Mond aufbrechen. Später sollen Expeditionen zum Mars folgen. Doch bei längeren Flügen durchs All sowie beim Aufenthalt auf anderen Himmelskörpern wird die kosmische Strahlung zum Problem. Menschen reagieren darauf ähnlich empfindlich wie Mäuse, Hunde oder Affen. Fledermäuse, Schnecken oder Amöben wären zumindest in dieser Hinsicht die "besseren" Astronauten. Wespen halten sogar 200 mal mehr Strahlung aus als der Mensch.
Auf Erden ist fast alles ein wenig radioaktiv - auch der Boden, Baumaterialien oder Lebensmittel. Laut dem Strahlungsfrühwarnsystem liegen die Messwerte in Wien-Breitenlee meist knapp unter 100 Nanosievert pro Stunde. Im Jahr ergäbe das weniger als 1 Millisievert (mSv). Etwa ein Drittel davon kommt von oben: Dafür dürften Supernovae, Pulsare, Schwarze Löcher, ausgedehnte Sternhaufen, aber auch fremde aktive Galaxien verantwortlich sein.
Solche Objekte fungieren als gigantische, natürliche Teilchenbeschleuniger. Sie jagen geladene Teilchen - vor allem Protonen, Heliumkerne und Elektronen - durchs All. Die Partikel dieser kosmischen Primärstrahlung erreichen fast Lichtgeschwindigkeit. Manche treffen bei uns mit Energien ein, die unsere High-Tech-Teilchenbeschleuniger wie Spielzeug aussehen lassen.
Magnetischer Schutz
Zumindest die energieärmeren Partikel können magnetische Feldlinien nicht kreuzen: Magnetfelder bewahren uns also davor. Der Sonnenwind trägt das solare Magnetfeld durchs ganze Planetensystem und formt so unsere erste Schutzweste. Seit Ende der 50er Jahre sinkt die mittlere Sonnenaktivität jedoch. Das solare Magnetfeld schwächelt gewissermaßen und lässt zunehmend mehr kosmische Partikel durch.
Wie der Kompass beweist, besitzt auch die Erde ein Magnetfeld. Dessen Stärke nimmt allerdings seit längerem ab. So wird wohl auch diese zweite magnetische Schutzweste löchriger. Die dritte ist ganz anderer Natur, weil vor allem aus Stickstoff und Sauerstoff geschneidert: Kollidieren die Teilchen der Primärstrahlung mit den Luftmolekülen der Erd-
atmosphäre, werden sie abgebremst und gleichsam "verschluckt". Dabei entsteht ein Schauer weiterer Partikel: Neutronen, Protonen, Elektronen, Myonen und Pionen. Hinzu gesellen sich Röntgen- und Gammastrahlung.
Diese kosmische Sekundärstrahlung wird vor allem in Höhen um 20 km produziert. Ein Airbus 320-200 fliegt gut acht Kilometer tiefer. Doch selbst da ist die Strahlung noch einige Dutzend Mal intensiver als am Erdboden. Selbst billige Geigerzähler zeigen das.