Außerdem entstehen nach den Treffern giftige Verbindungen wie Wasserstoffperoxid (uns als Desinfektions- oder Bleichmittel bekannt); ebenso freie Radikale. Vielleicht schützen zukünftige Medikamente davor.

Im Körper kommt es ständig zu DNA-Schäden. Zum Glück existieren Reparaturmechanismen. Stress schwächt das Immunsystem. Längere Raumflüge verändern es ebenfalls. Teilen sich die Zellen in sehr kurzen Abständen, wird die Zeit für körpereigene Gegenmaßnahmen außerdem besonders knapp. Hohe Zellteilungsraten gibt es z.B. bei der Bildung der roten Blutkörperchen im Knochenmark; natürlich auch im Embryo, speziell in den ersten Tagen und Wochen nach der Zeugung.

Verändertes Erbgut

Sind Eizellen oder Spermien betroffen, kann die veränderte Erbinformation auch an folgende Generationen weitergereicht werden. Sex ohne Verhütung wäre während einer Marsmission tabu und selbst später noch problematisch. Am besten, man schließt die Familienplanung vor dem Start operativ ab.

Die Folgen starker irdischer Strahlenbelastung kennt man aus Hiroshima und Nagasaki. Davon ausgehend, extrapolieren Wissenschafter nach unten, hin zu viel geringeren Dosen. Oft geschieht dies einfach linear ("halbe Dosis, halbes Risiko"): Eine zusätzliche Belastung von 1000 mSv würde das letale Krebsrisiko demnach um 5 Prozent steigern. Bei 1 mSv wären es 0,005 Prozent.

Wahrscheinlich gibt es bei ionisierender Strahlung überhaupt keine absolut harmlose Dosis - eine Ansicht, der im AKW-Zeitalter natürlich auch widersprochen wird. In jedem Fall lässt sich das gesundheitliche Risiko nur in Wahrscheinlichkeiten angeben ("einer von zehntausend"). Welches Individuum tatsächlich erkrankt, ist nicht vorhersagbar.

In Österreich zeichnet Krebs für 24 Prozent der Todesfälle verantwortlich. Erhöhte sich die Strahlung rein hypothetisch um 10 mSv, stiege dieser Prozentsatz - nach dem linearen Modell und etwas vereinfacht ausgedrückt - auf 24,05 Prozent. Da er auch aus anderen Gründen etwas variiert, wäre der Zusammenhang mit der Strahlungszunahme statistisch nicht nachweisbar. Und doch fielen ihr mehr als 4000 weitere Menschen zum Opfer.

Grenzwertig

Im All herrscht Dauerbeschuss. Die Strahlung setzt sich dort auch anders zusammen als jene am Erdboden: sie ist noch gefährlicher. Die einzelnen Strahlungskomponenten besitzen überdies unterschiedliche gesundheitliche Auswirkungen - selbst bei ähnlichen Energiedosen. All das erschwert eine realistische Risikoabschätzung.

An Bord der ISS steht seit August 2016 ein spezieller, österreichischer Strahlungsdetektor im Einsatz: der European TEPC. Er will die Belastung der Raumfahrer bei längeren Aufenthalten im All messen. Die physikalischen Eigenschaften seiner Gasfüllung ähneln jenen des menschlichen Gewebes. Entwickelt hat man das Gerät in Seibersdorf. Die Europäische Weltraumorganisation ESA soll die Ergebnisse bald veröffentlichen. Für die ESA gilt die kosmische Strahlung als das hauptsächlichste Gesundheitsrisiko bei längeren Flügen zum Mond oder zum Mars.