Wien. (est) 871 Millionen Euro an Fördergeldern konnten Österreichs Universitäten, Forschungsinstitutionen und Unternehmen aus dem laufenden EU-Rahmenprogramm Horizon 2020 bereits einwerben. "Horizon 2020 ist eine europäische Erfolgsgeschichte mit exzellentem Österreich-Kapitel", bilanzierte Wissenschaftsminister Heinz Faßmann am Dienstag vor Journalisten.
16,9 Prozent aller heimischen Projektanträge wurden bewilligt. Punkto Erfolg liegt Österreich somit an dritter Stelle nach Belgien (17,7 Prozent) und Frankreich (17,0 Prozent), und über dem Durchschnitt von 14,7 Prozent der EU-28. Die Unternehmen bekamen (ebenfalls überdurchschnittliche) 18 Prozent ihrer Projekte bewilligt, betonte die Geschäftsführerin der Forschungsförderungsgesellschaft FFG, Henrietta Egerth. 462 Unternehmen hätten so weit 325 Millionen Euro zurückgeholt.
Faßmann zeigte sich angesichts der "hochpreisigen Ausschreibungen", die nun im Endspurt anstehen, zuversichtlich, dass Österreich sein Ziel von insgesamt 1,5 Milliarden Euro aus Horizon 2020 werde lukrieren können.
Brexit als Dämpfer
Als "wichtigen Eckpfeiler" bezeichnete der Minister die hochdotierten Förderungen des Europäischen Forschungsrats (ERC-Grants). "Seit der Gründung des ERC 2007 konnte Österreich 218 der Top-Förderungen einwerben, davon 110 im jetzigen Programm", fasste er zusammen. Gerade für Jungforscher seien die ERC-Preise ein Sprungbrett in die Unabhängigkeit.
Da die Förderungen an Einzelpersonen vergeben werden, kämen zahlreiche Preisträger aus dem Ausland nach Österreich, um hier ihre Gruppen aufzubauen. "Bei den nächsten Leistungsvereinbarungen wird die Frage was die Unis tun, um ERC-Grants einzuwerben, ein Thema sein", stellte Faßmann in Aussicht. Das seit 2014 laufende Förderprogramm Horizon 2020 ist mit 75 Milliarden Euro dotiert. Das 2021 beginnende, neunte Forschungsrahmenprogramm wird maßgeblich während Österreichs Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr verhandelt.
"Der Plan ist ein klares Plus beim Budget", betonte Faßmann. Der Diskussionsprozess über die finanzielle Ausstattung werde beginnen, sobald Anfang Mai der mittelfristige Finanzrahmen veröffentlicht wird. Derzeit liegen Kalkulationen für Budget-Varianten zwischen 80 Milliarden und 120 Milliarden Euro vor. "Der Wunsch wäre, dass sich die Zukunft Europas mit Forschung identifiziert", sagte Egerth. Das EU-Parlament, die Kommission und viele Mitgliedsstaaten würden sich für eine Steigerung aussprechen.
Ein Dämpfer versetzt dem Planungsprozess der Brexit. Da es noch kein Verhandlungsergebnis gibt, wisse man nicht, ob für das neue Rahmenprogramm die Bedingungen eines harten Austritt oder jene eines Kompromisses gelten. In jedem Fall bedeute der Brexit "einen Einnahmenausfall von 14 Milliarden Euro", den die anderen Mitglieder ausgleichen müssten (wiewohl die Briten nicht oder nur seltener bezugsberechtigt wären). Faßmann zeigte sich optimistisch, dass Partnerschaften im Rahmen von Forschung und des EU-Austauschprogramms Erasmus aufrechterhalten werden könnten.
Das neunte Rahmenprogramm soll auf drei Säulen ruhen: Globale Herausforderungen, zu denen die Themen Digitalisierung, Industrialisierung, Lebensmittel, Rohstoffe und Sicherheit zählen; Missionen - womit der Weg von der Grundlagenforschung in die politische Umsetzung gemeint ist; und Open Innovation - also Forschung unter Einbeziehung der Gesellschaft.
Weiters ist eine engere Kooperation zwischen dem Europäischen Forschungsrat und dem Europäischen Innovationsrat angedacht "als Brücke von der Grundlagenforschung zur Innovation", erläuterte der Chemiker und ERC-Preisträger Nuno Maulide: Vorstellbar seien gemeinsame Ausschreibungen um nicht nur die Zahl der Top-Forscher, sondern auch die Zahl der Top-Innovationen in Europa zu steigern.