In Ketten

Die Art dieses Berichtes des im Dienst Dom Henriques stehenden Chronisten belegt, dass der Handel mit Menschen zu diesem Zeitpunkt noch keine Alltäglichkeit darstellte, wie es in späteren Jahrhunderten der Fall sein sollte.

Wenn Präsident Abraham Lincoln in seiner berühmten Gettysburg-Address vom 19. November 1863 von einer "erneuerten Geburt der Freiheit" im Rahmen abermals zu vereinigender, zu diesem Zeitpunkt noch manichäisch einander gegenüberstehender Staatenbund-Gefüge spricht, so benennt er damit freilich auch die Beendigung der für die Baumwollplantagen der Konföderierten Staaten so essenziellen Sklaverei.

Dass sich aus dieser ökonomischen Situation heraus auch entschiedene Befürworter der Sklaverei positionierten, darf nicht verwundern. So tritt mit Nathan Bedford Forrest, Plantagenbesitzer aus Tennessee, General der Konföderierten und einer der Väter des Ku-Klux-Klan, einer ihrer wichtigsten Vertreter auf den Plan. Zu dieser Zeit war in Großbritannien das Verbot der Sklaverei längst ausgesprochen worden: 1807, zu einem Zeitpunkt, an dem Lincoln noch nicht geboren war. In den 1940er Jahren wurden die Erinnerungen hochbetagter ehemaliger Sklavinnen und Sklaven akustisch aufgezeichnet, sodass ein Bogen der Erinnerung bis in die Zeit Franklin D. Roosevelts gespannt werden konnte.

Es besteht jedoch kein Grund anzunehmen, dass das Thema ab diesem Zeitpunkt als erledigt betrachtet werden kann. Der Seite www.aktiv-gegen-kinderarbeit.de zufolge werden im gegenwärtigen Jahrzehnt weltweit etwa 1,5 Millionen Kinder zur Arbeit im Bergbau gezwungen, wobei dieser inakzeptable Zustand durch die Tatsache noch verschärft wird, dass in den meisten Fällen keinerlei Schutzmaßnahmen vorgesehen sind.

In Indien verschwinden, Berichten zufolge, jährlich etwa 100.000 Kinder, von denen ein großer Teil gezwungen wird, in Hinterhof-Fa-briken oder gar Bordellen zu arbeiten. Der Satz von Matthias Claudius sollte als Motto der Bekämpfung dieses Wahnsinns voranstehen: "Die Menschen tragen Ketten und sind Sklaven; aber sie sind nicht geboren, es zu sein, und haben die Hoffnung nicht verloren, wieder frei zu sein."