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Sigmund Freud Museum öffnet erneut seine Pforten

Von Alexandra Grass

Wissen

Die Ausstellungsräume wurden in eineinhalb Jahren auf 550 m2 erweitert.


Eine Ausstellung, die zeigt, dass nichts mehr da ist", stellte der Architekt Hermann Czech am Mittwoch im Rahmen der Präsentation des neu renovierten Sigmund Freud Museums in der Wiener Berggasse 19, das ab Samstag wieder seine Pforten öffnet, in den Raum. Der berühmte Psychoanalytiker war 1938 aus Österreich vertrieben worden, konnte emigrieren und sein Interieur mitnehmen. "Wäre die Couch wieder da, wäre das Geschichtsfälschung."

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Trotz des Fehlens an Objekten herrscht im in den vergangenen eineinhalb Jahren erweiterten Museum kein Mangel an Inhalt. Drei neu konzipierte Dauerausstellungen, eine Kunstpräsentation und eine Sonderausstellung vermitteln das vielschichtige kulturelle Erbe des Forschers, Mediziners, Entdeckers, Autors, Familienvaters, Strategen und Boss einer neuen Bewegung, wie die wissenschaftliche Leiterin Daniela Finzi betonte. Erstmals sind alle Wohn- und Ordinationsräume zugänglich.

550 m<sup>2</sup> Freud

Der "Ursprungsort der Psychoanalyse", an dem Sigmund Freud insgesamt 47 Jahre lang lebte und wirkte, präsentiert sich mit modernisierten und vergrößerten Museumsflächen inklusive Foyer mit Shop und Cafe sowie einer neugestalteten Forschungs- und Kommunikationsplattform: Europas größter "Bibliothek der Psychoanalyse". Denn, "was wir vor allem haben, sind Bücher", betonte Finzi.

Die Räumlichkeiten wurden von 280 auf 550 m2 erweitert, skizzierte der kaufmännische Leiter Peter Nömeier. Für die knapp vier Millionen Euro an Umbaukosten kamen vor allem die Stadt Wien, der Bund, private Unterstützer sowie die Sigmund Freud Privatstiftung mit Eigenmitteln auf. An dem umfangreichen Projekt waren "24 Firmen beteiligt, drei Architekturbüros, zwei Bauaufsichten und eine Pandemie." Letztere stellt auch das Freud Museum vor eine neue Herausforderung. Bisher waren 90 Prozent der Besucher Touristen. Nun will und muss sich das Haus auf das einheimische Publikum fokussieren. Eine eigene Werbekampagne soll die Menschen in Österreich motivieren, die Berggasse 19 zu besuchen.

Doch warum ist der Ursprungsort der Psychoanalyse überhaupt bedeutungsvoll für das Hier und Jetzt? An dieser Adresse hat Freud die menschliche Psyche und das Unbewusste erforscht und so den Menschen eine neue Selbstsicht eröffnet, die bis heute ihren Niederschlag in Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft findet. Gleichermaßen fungiert der Ort als "Mahnmal für die Schrecken des Holocaust", skizzierte Direktorin Monika Pessler. "Wenn Elie Rosen sagt, es ist uns wichtig, zu ermöglichen, jüdischem Leben in Österreich eine Zukunft zu geben, so sehen wir als wesentlichen Auftrag des Hauses, einen Beitrag zu unserer Erinnerungskultur zu leisten", nahm Pessler aktuellen Bezug auf die Vorfälle rund um die Jüdische Gemeinde Graz.

Größte Fachbibliothek

In gläsernen Vitrinen finden sich etwa in den Privat- und Ordinationsräumlichkeiten im Mezzanin Aufzeichnungen, Erstausgaben, Fotografien und einzelne Objekte wie etwa Freuds Arzttasche mitsamt Initialen. All das gibt Einblicke in das Alltagsleben und den beruflichen Werdegang des berühmten Mediziners. Auch im Hochparterre gibt es Ausstellungsräume. Dort hatte sich zwischen 1896 und 1908 die erste Praxis befunden. Nun dient sie als Präsentationsfläche für die zweite Dauerausstellung "Verborgene Gedanken visueller Natur" mit ausgesuchten Werken der Konzeptkunstsammlung des Museums. Die dritte permanente Schau befindet sich im neu errichteten zusätzlichen Stiegenhaus, das gleichzeitig als Fluchtweg dient. Dieses wird genutzt, um die Geschichte des im Jahr 1890 errichteten Hauses und seiner Bewohner zu erzählen.

Die Bibliothek, die ihren Betrieb ab Oktober 2020 aufnehmen soll, ist mit ihrem Bestand an rund 40.000 Medien Europas größte Fachbibliothek zur Psychoanalyse. Der neue Lesesaal ist mit Arbeitsplätzen und zeitgemäßer Technik ausgestattet.

Ausstellung

Sigmund Freud Museum

Wien 9, Berggasse 19

Neueröffnung am 29. August

täglich von 10 bis 18 Uhr

Eintritt 14 Euro