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Das Rätsel um A.E.I.O.U. könnte gelöst sein

Von Edwin Baumgartner

Wissen
Der Schriftzug A.E.I.O.U. an der Grazer Burg (Ausschnitt).
© Andreas Praefcke / CC BY 3.0 / wikimedia.commons

Der deutsche Historiker Konstantin Moritz Langmaier glaubt, den dazugehörigen Text identifiziert zu haben.


A.E.I.O.U. – eine Vokalreihe, die Kaiser Friedrich III. (1415–1493) gleichsam als Motto wählte. Er ließ sie auf Objekte setzen und an Bauten anbringen, etwa am Linzer Schloss oder an der Burg in Graz. Was die Vokalfolge bedeutet, war allerdings ein Rätsel. Etwas mit Österreich dürfte sie zu tun haben, das stand fest. Im Geschichtsunterricht lernte man Deutungen wie "Austria Erit In Orbe Ultima" (Österreich wird bestehen bis an der Welten Ende), "Austriae Est Imperare Orbi Universo" (Es ist Österreich bestimmt, die Welt zu beherrschen, frei übersetzt: "Aller Erdkreis Ist Österreich Untertan").

Tatsächlich aber rätselten schon Zeitgenossen des Kaisers, welche Bedeutung die Buchstabenfolge haben könnte. Rund 300 Interpretationen, lateinische wie deutsche, gibt es bis heute – darunter auch, es könnte sich um eine Formel handeln, die keine andere Aufgabe hat als die, ein Rätsel zu sein und zu bleiben.

Der deutsche Historiker Konstantin Moritz Langmaier glaubt nun aber, das Rätsel gelöst zu haben. mehr als 300 lateinische und deutschsprachige Interpretationen sind bekannt. Laut Langmaier steht "A.E.I.O.U." für "Amor Electis Iniustis Ordinor Ultor" (Die Liebe der Erwählten, erwählt zum Bestrafer der Ungerechten).
Die Wortfolge sei, so Langmaier, in zeitgenössischen Schriftstücken von und über Friedrich III. zu finden und in einen längeren lateinischen Satz eingebettet: "En, amor electis, iniustis ordinor ultor; Sic Fridericus ego mea iura rego" (Seht, ich bin geliebt von den Erwählten, ich bin bestimmt zum Bestrafer der Ungerechten, also regiere ich, Friedrich, rechtmäßig)."

Das heißt, Friedrich III. könnte seine Herrschaft mit diesem Motto legitimiert haben. Sein Aufstieg erfolgte schließlich durch unerwartete Todesfälle in anderen Familienzweigen der Habsburger. Bereits als Herzog der Steiermark, Kärntens und Krains führte Friedrich das A.E.I.O.U.-Motto und ließ es dementsprechend an der Grazer Burg anbringen. 1440 wurde er in Rom zum Kaiser des heiligen römischen Reichs gekrönt. Er war der letzte in Rom gekrönte Kaiser. In der Folge regierte er bis 1493 - länger als alle anderen Kaiser des heiligen römischen Reichs.

Die Erfindung eines Notars

Allerdings könnte sich ein Gelehrtenstreit anschließen: Langmaiers Deutung nämlich ist nicht neu. Sie war auch dem österreichischen Mittelalterforscher Alphons Lhotsky (1903-1968) bekannt, und er hat in seinen Arbeiten zu "A.E.I.O.U." dieses sogenannte "En-amor-Distichon" als die Erfindung des mährischen Notars Nikolaus Petschacher bezeichnet und dieser Entschlüsselung damit eine Absage erteilt.

Gernot Peter Obersteiner, Landesarchivdirektor und Obmann des Historischen Vereines für Steiermark, stellt sich nun allerdings ganz auf die Seite des deutschen Historikers: "Langmaier weist nun durch seine Forschungen schlüssig nach, dass es sich bei Lhotskys Erkenntnis um einen Forschungsirrtum handelte", so Obersteiner. Langmaiers Deutung sei schlüssig, da Friedrich schon als Herzog das En-amor-Distichon benützt habe. Langmaier habe die Quellen nachgewiesen, unter ihnen sei auch der "Zinnaer Marienpsalter", der älteste Druck Brandenburgs aus dem ehemaligen Zisterzienserkloster Zinna im heutigen Landkreis Teltow-Fläming.

So schlüssig Langmaiers Deutung ist: Ein Hauch des Rätselhaften bleibt. Und vielleicht ist das gut so: gleichsam bezeichnend für den Kaiser und wohl auch ein wenig für Österreich.

Weiterführende Informationen:
https://www.historischerverein-stmk.at/

https://austria-forum.org/af/Wissenssammlungen/Symbole/AEIOU