Wien/Bozen. Die Gletschermumie Ötzi scheint tatsächlich vermehrt unter Zahnproblemen gelitten zu haben. Mittels einer DNA-Analyse aus einer Beckenknochenprobe des etwa 5300 Jahre alten Mannes aus dem Eis fanden Wissenschafter aus Südtirol und Wien den Parodontitis-Erreger Treponema denticola. Im fortgeschrittenen Verlauf führt Paradontose zum Zahnfleischschwund und einer Lockerung der Zähne. Schon im Vorjahr ergab eine Computertomografie Hinweise auf Probleme mit dem Gebiss.

Die Forscher des Instituts für Mumien und den Iceman der Europäischen Akademie (Eurac) in Bozen und der Uni Wien werteten in ihrer jüngsten Untersuchung das "nichtmenschliche" Erbgut aus der im Jahr 2006 entnommenen, nur 0,1 Gramm leichten Knochenprobe aus. Neu war, "dass wir keine zielgerichtete DNA-Analyse durchgeführt, sondern vielmehr untersucht haben, was überhaupt alles an DNA da ist, wie viel und welche mögliche Funktion damit verbunden ist", erklärt Eurac-Forscher Frank Maixner. Die Erbgut-Spuren stammen großteils von Bakterien, die Ötzi zu Lebzeiten besiedelten.

Bakteriengemeinschaft


Erst das Zusammenspiel bestimmter Bakterien oder ein Ungleichgewicht in dieser Bakteriengemeinschaft kann zu Krankheit führen. Deshalb sei es wichtig, die Zusammensetzung der bakteriellen Gemeinschaft im DNA-Gemisch zu rekonstruieren, so Thomas Rattei vom Department für Mikrobiologie und Ökosystemforschung der Uni Wien.

Die Wissenschafter sind auch darüber erstaunt, dass sich die Parodontitis-Erreger noch nach so langer Zeit nachweisen lassen. Ebenso konnten sie zeigen, dass es sich dabei um alte Bakterien handelt, die nicht erst später den toten Körper besiedelt haben. Die aktuellen Studienergebnisse sind im Fachmagazin "Plos One" veröffentlicht.