Leipzig/NewYork/Nairobi. (knau/apa) Ein neu entdeckter 13 Millionen Jahre alter Affenschädel belegt den Ursprung von Menschenaffen und Menschen in Afrika. Erst jüngst war die Theorie aufgekommen, dass der jüngste Vormensch doch aus Südosteuropa stammen könnte. Die Wiege der Menschheit war daraufhin von Afrika nach Europa verlegt worden.
Der fossile Fund aus Kenia belege allerdings nicht nur den Ursprung Afrika, sondern auch, wie der gemeinsame Vorfahre aller heute lebenden Menschenaffen und Menschen ausgesehen haben könnte, teilte die Max-Planck-Gesellschaft am Mittwoch mit.
Der Fund gehört zu einem Affen-Kleinkind, das vor etwa 13 Millionen Jahren lebte. Der Mensch ist am nächsten mit heute lebenden Menschenaffenarten wie Schimpansen, Gorillas, Orang-Utans und Gibbons verwandt. Der gemeinsame Vorfahre von Mensch und Schimpanse lebte vor etwa sechs bis sieben Millionen Jahren in Afrika.
Im Gegensatz dazu ist wenig bekannt über die Entwicklung der gemeinsamen Vorfahren der heute lebenden Menschenaffen und Menschen vor mehr als zehn Millionen Jahren. Relevante Fossilien gibt es nur wenige, bei den Funden handelt es sich vorwiegend um einzelne Zähne und partielle Kieferknochen. Daher war es bisher schwierig, Antworten auf zwei grundlegende Fragen zu finden, wie dieser Ahne aussah und woher er kam.
Art Nyanzapithecus alesi
Jetzt können Wissenschafter diese Fragen möglicherweise beantworten, denn das neu entdeckte Menschenaffenfossil, das von seinen Entdeckern Alesi genannt wird, stammt aus einer kritischen Zeit der afrikanischen Vergangenheit. Im Jahre 2014 wurde es von dem kenianischen Fossiliensammler John Ekusi in 13 Millionen Jahre alten Gesteinsschichten in der Region Napudet, westlich des Turkana-Sees im Norden Kenias entdeckt. Bei dem Fossil handelt es sich um den Schädel eines Jungtieres und den am vollständigsten erhaltenen Schädel eines ausgestorbenen Menschenaffen. Die Forscher fanden mittels Bildgebung heraus, dass das Kind etwa ein Jahr und vier Monate alt war, als es starb.
Die noch nicht durchgebrochenen bleibenden Zähne im Schädel des jungen Menschenaffen zeigten, dass er einer neuen Art angehört: Nyanzapithecus alesi. Bisher waren all dieser Arten nur durch ihre Zähne bekannt und es war auch offen geblieben, ob es sich bei ihnen überhaupt um Menschenaffen handelte. Wichtig sei, dass der Schädel über vollständig entwickelte knöcherne Gehörgänge verfügt, betont US-Forscher John Fleagle von der Stony Brook Universität. Das sei ein wichtiges Merkmal und stelle ein Bindeglied zu heute lebenden Menschenaffen her. Alesis Schädel gleiche dem eines Gibbon-Babys. Er sei etwa so groß wie eine Zitrone und habe eine besonders kleine Schnauze. Doch dieses Erscheinungsbild wurde nicht ausschließlich bei Gibbons gefunden, sondern hat sich laut den Forschern im Laufe der Evolution bei ausgestorbenen Menschenaffen, Affen und ihren Verwandten mehrfach entwickelt.
"Die Entdeckung von Alesi zeigt, dass diese Gruppe dem Ursprung heute lebender Menschenaffen und Menschen sehr nahe war und dass dieser Ursprung afrikanisch war", folgert Erstautor Isaiah Nengo.
Reise nach Südostasien
Viel früher als bisher gedacht wanderte der moderne Mensch aus Afrika nach Südostasien, schreiben australische Forscher unterdessen im Fachblatt "Nature". Ihre Erkenntnisse beruhen auf der Untersuchung zweier Zähne, die schon Ende des 19. Jahrhunderts vom damaligen Frühmenschenforscher Eugéne Dubois auf der indonesischen Insel Sumatra gefunden worden waren. Demnach lebte der moderne Mensch schon vor etwa 68.000 Jahren dort. Die australischen Wissenschafter reisten noch einmal an den damaligen Fundort und fanden weitere Zähne und Ablagerungen. Eine exakte Analyse weist nach, dass sie tatsächlich in einem Homo-sapiens-Kiefer steckten.
Obendrein bewies sich, dass moderne Menschen schon damals im Regenwald lebten. Dort aber schwankt das Angebot an Essbarem erheblich, Tiere mit nahrhaftem Fett sind dort eher selten. Nur wer gut plant, kommt gut zurecht. Und genau das schaffte der Homo sapiens offensichtlich bereits damals. Bisher nahmen viele Forscher dagegen eher ein Leben an den Küsten Südostasiens an, weil die Auswanderer aus Afrika dort reichlich Nahrung zu allen Jahreszeiten fanden.