Eineinhalb Jahre lang war das Wettrennen zum Mond unterbrochen. Die beiden Weltraummächte USA und UdSSR mussten sich erst von den Katastrophen des Vorjahrs erholen: Im Jänner 1967 verbrannten drei Astronauten bei einem Bodentest der nagelneuen Apollo 1. Nun hat man die Verkabelung des Schiffs verbessert, entzündbares Material reduziert. Auch die nur mühsam zu öffnende Luke macht einer Neukonstruktion Platz.

Glücklicher "Rookie"

20 Monate nach dem Feuerdesaster soll der bemannte Apollo-Jungfernflug endlich stattfinden. Als Träger setzt die NASA ihre Saturn IB ein, eine schwächere, nur zweistufige Variante der späteren Mondrakete Saturn V. Ihr Schub genügt, die Apollo 7 am 11. Oktober 1968 in eine Erdumlaufbahn zu hieven.

Kommandiert wird das Schiff von dem ehemaligen Navy-Piloten Walter Schirra. Er hat schon eine Mercury und eine Gemini geflogen und ist entsprechend routiniert. Rechts neben ihm sitzt der sieben Jahre jüngere Donn Eisele. Der Rookie hätte eigentlich in der unglückseligen Apollo 1 Platz nehmen sollen, zog sich beim Training jedoch eine Schulterverletzung zu. Sie bewahrte den einstigen Airforce-Testpiloten letztendlich vor dem Flammentod. Komplettiert wird das Trio von Walter Cunningham, einem ehemaligen Kampfpiloten mit Koreaerfahrung.

Der Kontrollraum in Houston, Texas. - © NASA
Der Kontrollraum in Houston, Texas. - © NASA

Die Männer testen das neue Schiff im Erdorbit auf Herz und Nieren. Sie meistern ihre Aufgabe mit Bravour, sind jedoch erkältet und gereizt. Es kommt zu Streitigkeiten mit dem Missionskontrollzentrum in Houston. Zunächst sagt Schirra eine Folge der täglichen "Wally, Walt and Donn Show" ab: Die TV-Live-Übertragung aus dem Schiff stört seiner Einschätzung nach die Arbeit.

Dann weigern sich die Erkrankten, während der Landung die vorgeschriebenen Helme zu tragen. Sie fürchten um ihre Trommelfelle und wollen deshalb die Valsalva-Methode zum Druckausgleich anwenden: Dabei atmet man vorsichtig in die mit den Fingern zugehaltene Nase aus. Die Männer kehren nach knapp elf Tagen heim zur Erde. Keiner von ihnen wird noch einmal ins All fliegen. Schirra loggt bereits 295 Stunden im Weltraum und hat sowieso schon das Ende seiner Astronautenkarriere angekündigt. Später wird er dem CBS-Moderator Walter Cronkite assistieren - bei dessen TV-Live-Berichten über die Mondlandemissionen.

Die Sowjetunion musste zunächst den tragischen Premierenflug der Sojus verarbeiten: Im April 1967 zerschellte das neue Schiff bei der Landung und riss dabei den Kosmonauten Wladimir Komarow in den Tod. Im März 1968 ist außerdem Juri Gagarin beim Absturz einer MiG-15-Trainingsmaschine ums Leben gekommen: Der erste Mensch im All war eine Legende.