Hitze und Dürre im Sommer und zunehmende Abnahme der Schneedeckendauer und Schneehöhe sind als erste Folgen des Klimawandels wahrnehmbar. Für den Alpenraum sind etwa die Veränderungen der Schneedecke über die vergangenen 150 Jahre gut belegt, nicht aber in Grönland. Forscher an der Uni Graz wollen diese mit Hilfe von Schülern aus der Steiermark und Südostgrönland rekonstruieren, teilte die Universität Graz am Dienstag mit.
Schnee gehört für die Bevölkerung von Grönland zum Alltag. Dennoch liegen kaum historische Messungen der Schneelage der riesengroßen Insel im europäischen Norden vor - die weiße Pracht wurde nur lückenhaft erfasst. Wolfgang Schöner, Klimaforscher an der Universität Graz, hat sich die Entwicklung einer Methode zur Rekonstruktion von vergangenen Schneehöhen (und Schneebedeckung) zum Ziel gesetzt. Die Daten dazu werden in Tasiilaq - mit rund 2.000 Einwohnern die größte Stadt Ostgrönlands - und im obersteirischen Eisenerz gesammelt. Beteiligt sind Schüler der Tasiilami Alivarpik in Tasiilaq und des BORG Eisenerz.
Fotos, Filmaufnahmen und Erzählungen
Die Rekonstruktionsmethode basiert auf alten Fotografien und Filmaufnahmen, sowie auf die damit verbundenen Erzählungen der Bevölkerung. Gleichzeitig werden die Schüler die aktuellen Schneedaten erheben. "Die Kinder können praktisch arbeiten, auch selbst aktuelle Schneehöhen messen, und bekommen dadurch ein besseres Verständnis für den Einfluss der Klimaveränderungen auf das Leben der Menschen. Der interkulturelle Austausch ist ein zusätzlicher Nutzen", erläuterte Schöner die Zielrichtung des Projektes.
Schöner wird die im Rahmen des "Sparkling-Science"-Projektes "Snow2School" gesammelten Daten mit den Aussagen von Klimamodellen vergleichen. "Das hilft uns, deren Simulationen insbesondere für Grönland zu überprüfen und sie gegebenenfalls zu verbessern", so der Klimaforscher. Aus den aktuellen Beobachtungsdaten von Schneeeigenschaften für Grönland an Hand der Beispielregion sollen auch längerfristige Veränderungen der Schneedecke abgeleitet werden können.
Polarforschungsstation im Entstehen
In Zukunft wird sich der Geograf noch intensiver mit Daten aus Grönland auseinandersetzen können. Nahe der Stadt Tasiilaq ist eine Polarforschungsstation im Entstehen. Österreich errichtet in Kooperation mit Dänemark eine dauerhafte Polarforschungsstation auf der Ammassalik-Insel in Ostgrönland. Von österreichischer Seite sind vor allem das Austrian Polar Research Institute (APRI) mit Sitz in Wien und die Universität Graz involviert. Wolfgang Schöner ist Direktor des APRI und zugleich Professor an der Universität Graz. Es handelt sich um die Erweiterung der bereits bestehenden Sermilik-Station in Kooperation mit der Universität Kopenhagen. Laut Angaben des APRI ist der Rohbau der Erweiterung mittlerweile nahezu fertiggestellt. APRI umfasst derzeit Forscher der Universität Wien, der Universität Innsbruck, der Universität Graz, der Geosphere Austria (ehemals ZAMG) und b.geos. (apa)