Hohe Temperaturen und wenig Schneefall kombiniert mit einer starken Strahlung führten 2022 zu massivem Gletscherschwund. Die österreichweit erhöhte Durchschnittstemperatur von plus 8,1 Grad Celsius entspricht einer Abweichung von plus 2,3 Grad zum Bezugszeitraum 1961 bis 1990. Ein Minus von zwölf Prozent gab es hingegen beim Niederschlag, während 1.750 Sonnenstunden ein Plus von 14 Prozent ergeben, heißt es in dem "Klimastatusbericht 2022".

Der Bericht wird im Auftrag des Klima- und Energiefonds und der Bundesländer durch das Climate Change Centre Austria in Zusammenarbeit mit Geosphere Austria und der Universität für Bodenkultur erstellt. Er "verdeutlicht erneut, dass wir jedes Jahr und auf allen Ebenen ambitionierten Klimaschutz brauchen", lautet das Resümee von Umweltministerin Leonore Gewessler in einer Aussendung.

Gletscher verloren 2022 im Mittel drei Meter Eisschicht

Im Gebirge war es 2022 der viertwärmste Sommer seit Beginn der Messungen, eine geringe Schneedecke und hohe Mengen an Saharastaub sorgten für eine rasche Gletscherschmelze. Die österreichischen Gletscher verloren im Jahr 2022 im Mittel drei Meter Eisschicht, das war doppelt so viel Masse wie im Schnitt der vergangenen 30 Jahre. Die Schmelze und auftauende Permafrostböden führen zu Steinschlägen, Felsstürzen und Murenabgängen und gefährden dadurch den (Ski-)-Tourismus, die alpine Infrastruktur sowie die Sicherheit im alpinen Raum.

Der Gletscherschwund wirkt sich auf den Wasserkreislauf, die Biodiversität, Schifffahrt und Energiewirtschaft aus. Rasche Maßnahmen seien nötig: "Wir müssen davon ausgehen, dass sich die Gletscher in den nächsten 20 Jahren unabhängig, von welchem Szenario man ausgeht, halbieren werden. Wir können das nicht mehr verhindern. Nun ist es wichtig, sich mit dem totalen Verlust der Gletscher auseinanderzusetzen", so der wissenschaftliche Leiter des Berichts, Herbert Formayer.