Wien/Doha. Ab kommenden Montag (26. November), tagt die UN-Klimakonferenz in Doha in Katar. Johannes Wahlmüller, Klimasprecher der Umweltschutzorganisation Global 2000, sieht die EU-Staaten dabei gefordert, ihre Glaubwürdigkeit aufrecht zu erhalten, wie er gegenüber der APA angab. "Die Entwicklungsstaaten erwarten von der EU, dass sie ihre Versprechen einhält", sagte er unter Hinweis auf die im Vorjahr geschaffene "Durban Plattform". Optimismus herrscht in Anbetracht eines weltweit weiter steigenden Treibhausgas-Ausstoßes keiner. So sieht Greenpeace dem Treffen etwa mit eher verhaltenen Erwartungen entgegen.
Innerhalb der EU gilt es mit dem im Vorfeld noch ungelösten Problem "Emissionshandel" eine große Hürde zu nehmen. Laut Wahlmüller, dem einzigen Delegationsvertreter heimischer NGOs bei der Klimakonferenz, ist ein paar Tage vor Konferenzbeginn weiterhin nicht geklärt, was mit den überschüssigen Emissionsgutschriften in Osteuropa geschehen soll. Wird von den EU-Staaten wie erwartet ein Kyoto-Folgeabkommen unterzeichnet, kann dies im Negativfall zu einer Verwässerung der Klimaziele führen, fürchtete Wahlmüller: "Wenn es die EU-Staaten nicht schaffen, eine klare gemeinsame Position zur Problematik 'Überschuss-Zertifikation' zu finden, läuft sie daher Gefahr, ihre Bedeutung und positive Rolle zu verlieren."
Erwartungen der NGOs sind niedrig
"Vor allem Russland wurde in Kyoto 1997 sehr großzügig mit Verschmutzungsrechten bedacht, die es gar nicht gebraucht hat. Diese will Russland jetzt neu am Markt verkaufen. Insgesamt geht es um mehr als zehn Gigatonnen (Milliarden Tonnen) Kohlendioxid, die dadurch in den nächsten Jahren zusätzlich in die Atmosphäre geblasen werden könnten. Das sollte in Doha verhindert werden", sagte der Klimachef von Greenpeace Deutschland, Martin Kaiser zu dieser Problematik.
Die Erwartungen von Greenpeace Österreich sind niedrig, gemessen an den notwendigen Schritten, die von der Weltgemeinschaft zur Eindämmung des Klimawandels getroffen werden müssen. In einer Aussendung verwies die Umweltorganisation auf die im Vorfeld veröffentlichten Berichte der Weltbank, des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) und der Europäischen Umweltorganisation (EEA). "Die Weltgemeinschaft ist zumindest auf wissenschaftlicher Ebene einig, dass die Bekämpfung des Klimawandels ambitionierte Ziele braucht. Die Kernbotschaft der Berichte von Weltbank, UNEP und EEA, den Ausstoß von CO2 massiv einzudämmen, darf nicht länger ignoriert werden", sagte Greenpeace-Klimasprecherin Julia Kerschbaumsteiner.
"Wenn die Verhandlungen in Doha scheitern, droht uns eine 'Vier-Grad-Plus-Welt'." - So warnte die Umweltorganisation WWF in einer Aussendung und forderte in dieser unter anderem eine Besteuerung der Flug- und Schiffsemissionen: "Bis 2020 müssen jährlich 100 Milliarden US-Dollar im Grünen Klimafonds für die Reduktion der Treibhausgase und die Anpassung an die verheerenden Folgen der Erderwärmung in Entwicklungsländern bereit stehen."
Bis zum 7. Dezember haben die Konferenzteilnehmer Zeit, ein neues Abkommen zu unterzeichnen. Dieses Jahr läuft das Kyoto-Protokoll von 1997 aus - das einzige globale Klimaabkommen, das verbindliche Vorgaben für die Emission von Treibhausgasen macht. Auf dem UN-Klimagipfel im südafrikanischen Durban war vor rund einem Jahr ein Fahrplan für ein Nachfolgeabkommen beschlossen worden. Demnach soll bis zum Jahr 2015 ein neuer Vertrag ausgehandelt werden, der ab dem Jahr 2020 wirksam werden soll.