Wien. Obwohl Erdgas-Kraftwerke viel weniger CO2 ausstoßen als Kohlekraftwerke, würde ein Erdgas-Boom die Treibhausgasemissionen weltweit nicht senken, so ein internationales Forscherteam mit österreichischer Beteiligung. Denn massenhaft vorhandenes, billiges Erdgas würde teils auch erneuerbare Energie ersetzen und Energiesparen unattraktiv machen, berichten sie aktuell in der Fachzeitschrift "Nature".
Zwei neue Technologien haben vor allem in den USA dazu geführt, dass große Mengen günstigen Erdgases auf den Markt kamen: die Möglichkeit, horizontal zu bohren, und "Fracking". In Amerika ließ ein Schiefergas-Boom die CO2-Emissionen sinken, weil dadurch vor allem alte Kohlekraftwerke heruntergefahren werden konnten, so Keywan Riahi vom Energy Programm des Internationalen Instituts für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien.
Weltweit würde dies aber nicht funktionieren, wie fünf verschiedene Modellberechnungen zeigten, die jeweils an unterschiedlichen Instituten wie dem IIASA durchgeführt wurden. Die Studie wurde vom US-Forscher Haewon Mc Jeon vom Pacific Northwest National Laboratory geleitet. Billiges Gas würde zwar Kohle ersetzen, wäre aber auch eine Konkurrenz für erneuerbare Energiequellen, so Riahi, und die Motivation, Energie effizient einzusetzen, leide. Tendenziell würden die negativen Effekte dominieren, sagte sein Kollege Volker Krey.