Potsdam. (afp) Der Mensch hat nach Auffassung von Wissenschaftern bereits mehrere natürliche Belastungsgrenzen der Erde überschritten. Das geht aus einer Untersuchung eines internationalen Expertennetzwerks hervor. Demnach wurden vier von neun "planetaren Grenzen" verletzt. Als gravierende Gefahren betrachten die Forscher die hohen Konzentrationen des Treibhausgases CO2 in der Atmosphäre, den Verlust genetischer Vielfalt durch Artensterben, Änderungen in den Phosphor- und Stickstoffkreisläufen sowie den Verlust von Waldgebieten. Neue Simulationen zum menschlichen Einfluss auf Wasserressourcen und Ökosysteme zeigen zudem, dass der menschliche Wasserverbrauch im Westen der USA, Teilen Südeuropas, Asiens und des Mittleren Ostens die "Toleranzlimits" überstiegen habe.

Weniger lebensfreundlich


"Indem er diese Grenzen überschreitet, könnte der Mensch die Erde weniger lebensfreundlich machen, Bemühungen zur Armutsbekämpfung beeinträchtigen und sich das menschliche Wohlergehen in vielen Teilen der Welt verschlechtern, auch in reichen", erklärt Leitautor Will Steffen vom Stockholm Resilience Centre. Die Forscher wollen ihre in "Science" veröffentlichten Erkenntnisse demnächst beim Weltwirtschaftsforum in Davos präsentieren.

Das Konzept der "globalen Grenzen" war 2009 von der Expertengruppe vorgestellt worden. Kernziel ist es, die Belastbarkeit der Erde physikalisch möglichst genau zu ergründen. Einfluss erlangte der Ansatz in Bezug auf seine Aussagen zum tolerierbaren CO2-Gehalt der Atmosphäre. Das Forscher-Netzwerk sieht die Grenze der Belastbarkeit bei einer CO2-Konzentration von 350 ppm (Teile pro Million) erreicht, wodurch sich die Durchschnittstemperatur bei 1,5 Grad über ihrem Niveau vor Beginn der Industrialisierung einpendeln würde. Aktuell seien es fast 50 ppm mehr.