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Danach ist davor

Von Alexandra Grass

Wissen

Hochwasser nehmen in ihrer Frequenz zu und sind keine Jahrhundertereignisse mehr.


Laxenburg/Wien. Schon im Mai 2013 waren die Böden großflächig gesättigt. Daraufhin einsetzende tagelange Regenfälle führten schließlich zur Katastrophe entlang Donau, Elbe und Teilen
des Rheins. Vom sogenannten "Jahrhundert-Hochwasser" war die Rede. Gebiete in Österreich, Deutschland und der Tschechischen Republik waren von der Flut betroffen, die Schäden in Höhe von bis zu 16 Milliarden Euro verursachte.

In vielen Abschnitten hatte die Rekord-Flut jenes "Jahrhundert-Hochwasser" vom Jahr 2002 noch übertroffen. In Österreich wurden an Donaupegeln Stände aufgezeichnet, wie sie noch nie in den vergangenen 200 Jahren vorgekommen sind. Hochwasser scheinen angesichts der Nähe der vergangenen zwei Ereignisse zum Dauerbrenner zu werden, anstatt seltene Jahrhundertereignisse zu bleiben.

"Wir stellen fest, dass Naturereignisse, bedingt durch den Klimawandel, in ihrer Frequenz zunehmen", betonte am Montag Tilman Hengevoss von der Zürich-Versicherungsgesellschaft bei der Präsentation aktueller Erkenntnisse aus dem globalen "Flood Resilience Program". Dieses unter anderem in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg erstellte Programm verfolgt das Ziel, Wissenslücken um das Thema Hochwasser zu schließen und aktionsorientiert in Europa, Lateinamerika, Asien und Nordamerika einen Beitrag zur Reduktion des Hochwasserrisikos zu leisten, heißt es.

Schadensverlauf beeinflussbar

Wobei der Klimawandel nur wenig, der Schadensverlauf aber wohl vom Menschen beeinflussbar sei, betonte Hengevoss. Eine zum Hochwasser 2013 durchgeführte Ereignisanalyse zeigt auf, dass bereits viele Vorkehrungen greifen, es jedoch noch genug Raum für Verbesserung gibt, betonte auch Reinhard Mechler von der Risikoabteilung des IIASA. Obwohl die Flut im Jahr 2013 aus hydrologischer Sicht an vielen Stellen extremer war als jene im Jahr 2002, fielen die finanziellen Schäden geringer aus. Gründe waren etwa das hohe Risikobewusstsein vieler Gemeinden, die über die letzten Jahre Risikoanalysen durchführten, die Ausweisung von natürlichen Retentionsflächen (Überflutungsflächen) sowie der Einsatz mobiler Dämme.

Die Experten pochen in ihrem Programm auf eine Stärkung der Resilienz - sowohl vor als auch nach einem Ereignis. Um einem fiktiven "Jahrhunderthochwasser" im Jahr 2023 standhalten zu können, seien präventive Maßnahmen auszuweiten. Denn künftige derartige Ereignisse können noch größer und katastrophaler ausfallen, betonte Mechler.

Empfohlen wird etwa die Integration mobiler Dämme in ein gesamtheitliches Hochwasserschutzkonzept, aber auch das Setzen von finanziellen Anreizen zur Steigerung der Resilienz. Auch eine Absiedelung, wie sie im Eferdinger Becken (Oberösterreich) stattfindet, gilt als Option - wiewohl als letzte Wahl.

Private Schutzmaßnahmen

Maßnahmen seien sowohl von Privaten als auch vom Staat, der Wissenschaft, den NGOS und Unternehmen zu setzen, so die Experten. Mechler sieht darin eine kollektive Aufgabe. Jene der Versicherungen sei die Organisation des Risikoausgleichs, der Staat müsse ingenieurstechnische Maßnahmen setzen, und die Gemeinden sollten risikobewusst planen. Aber auch jeder Private sei gefordert, um Schutzmaßnahmen für das eigene Heim zu treffen. In Österreich gibt hierzu das Hora-System (Natural Hazard Overview and Risk Assessment Austria) Auskunft über Gefahrenzonen.

www.hora.gv.at